Lieber Peter.
Du hast mir einige Fragen zum Tod gestellt. Und zum Totenreich. Und zu vielen biblischen Aussagen, die du gerne einmal in einem gewissen Zusammenhang erfahren möchtest. Ich versuche sie dir zu beantworten - auch wenn mein eigenes Verständnis von den "letzten Dingen" noch ziemlich lückenhaft ist. Einem meiner Lehrer zum Thema Tod, A.Heller, verdanke ich wesentliche Anregungen. Als Bibelübersetzung zitiere ich im Alten Testament meistens die unrevidierte Elberfelder - mit meinen Worten etwas modernisiert. Im Neuen Testament nehme ich die Lutherbibel (1912) dazu - somit alles Texte, die dir geläufig sind. Wenn ich dir etwas ganz genau erklären will, übersetze ich selbst den griechischen Text. Also, fangen wir an:
Der Mensch und der Tod.
Wann stirbt ein Mensch? Kurz gefasst: Wenn der Geist den Körper verlässt. Salomon spricht im Predigerbuch (Kohelet) Kapitel 12 (siehe besonders Vers 7) mit wunderbarer poetischer Sprache ausführlich über das Altern und den Tod des Menschen : "... Denn der Mensch geht hin zu seinem ewigen (äonischen) Hause...wenn der Staub (sein Körper) zur Erde zurückkehrt, von der er genommen wurde und der Geist zu Gott, der ihn gegeben hat." Der Mensch stirbt, wenn Gott den Lebensgeist, den er bei der Schöpfung gab, zurücknimmt. Im 1.Buch Moses (Genesis) steht im Kapitel 2,7: "...und Jahwe Gott bildete den Menschen, Staub von dem Erdboden und hauchte in seine Nase den Odem (Geist) des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele."
Gott gibt, Gott nimmt: beim Tod geht der Geist zu Gott und der Körper zur Erde. Wohin aber geht die Seele des Menschen? - Sie sinkt ab in das Totenreich, den Scheol (hebräisch), den Hades (griechisch).
David schreibt im 16.Psalm, Vers 10, dass seine Seele in den Scheol geht. In der Apostelgeschichte 2,27 wird diese Aussage zitiert und ergänzt. Anstatt Scheol steht dort Hades:... "du wirst meine Seele nicht im Hades zurücklassen...". Scheol und Hades sind identisch. Jedoch redet ja dieseStelle nicht nur von Davids Glauben. Sie ist ebenso ein wichtiger prophetischer Hinweis auf Jesus, dessen Seele sicher nicht im Totenreich blieb! Denn auch bei dem Tod unseres Herrn ging sein Geist zu Gott, sein Körper ins Grab und seine Seele in den Hades. Und wir wissen durch unseren Glauben an seine Auferstehung, dass auch wir diesen Weg "runter und wieder rauf" gehen werden - falls wir sterben und nicht als noch lebende Gläubige bei seiner Wiederkunft die Entrückung erleben. (Zum Thema "Entrückung" schreibe ich dir später mehr, lieber Peter).
Die Seele im Totenreich.
Der Mensch wurde bei seiner Schöpfung eine "lebendige Seele", heisst es. Durch das, was allgemein der "Sündenfall" genannt wird, verloren Adam und Eva ihre Lebensverbindung zum Schöpfer und waren dem Tod verfallen. Diese Texte sind dir und mir, Peter, aus den ersten drei Kapiteln der Bibel wohlvertraut.Heilsmässig gesehen, unterscheide ich verschiedene Lebensarten von Menschen:
Einerseits solche, die in alttestamentlichen Zeiten auf Gott hofften und andererseits solche, die es nicht taten. Nach Christi Erlösungswerk, in der Zeit des Neuen Testaments, unterscheide ich wiederum Menschen, die an Jesus Christus als ihren persönlichen Retter glauben und Menschen, die es nicht tun. Zu diesen zwei Lebensstilen kommt noch ein weiterer hinzu: den der "Gutmenschen", die im Römerbrief Kapitel 2,6-7 genannt werden. Alle diese Unterscheidungen spielen eine grosse Rolle in Bezug der Aufenthaltsorte nach dem Tode.
Bevor ich auf bekannte Beispiele an Schicksalen eingehe, muss ich etwas klarstellen, Peter. Die Evangelien gehören, meiner Meinung nach, heilsgeschichtlich zum Alten Testament. Sie sind für mich eine Art "Krönung" der messianischen Erwartungen, vom 1.Buch Moses an bis zum Propheten Maleachi. Ab ungefähr der Mitte der Apostelgeschichte fängt das eigentliche "Neue" Testament an. Von dort an finden die biblisch orientierten Glaubenden aus allen Nationen eine zusätzliche Fülle an Wahrheiten, Trost, Erklärungen alttestamentlicher Schriften und Offenbarungen, die bis in die Äonen der Äonen gehen. Also, gehen wir nun auf Heils -und Unheilsschicksale in beiden Testamenten ein.
Der "Schächer".
"Schächer" hiess zu Luthers Zeiten ein Verbrecher, der hingerichtet wurde. Wir haben heute noch allemannische Ortsbezeichnungen wie "zum Schachen", das heisst "zur Richtstätte".Einer der Verbrecher, die mit Jesus gekreuzigt wurden, ging in den gläubigen Sprachschatz als "der Schächer" ein. Seine "Bekehrung" kurz vor dem Tod gab unzähligen Christen bis heute Errettungshoffnung für Menschen, für die sie lebenslang gebetet hatten. Aber er "bekehrte" sich nicht, dieser Schächer, sondern er drückte "nur" eine Hoffnung aus, indem er sich an den Herrn wandte mit den Worten (Lukas 23,42): "Jesus, denke an mich, wenn du in dein Königreich kommst." Jesus beantwortete seine Hoffnung: "Amen, HEUTE wirst du mit mir im Paradies sein." Ein wahrlich (amen!) grosses Versprechen! Jeder Glaubende darf an dieser Verheissung Trost finden. Aber - welche Hoffnung gibt dieser Trost wirklich? Oder: wo ist das Paradies? Viele Christen, die wir kennen, Peter, würden doch das Paradies mit dem Himmel gleichsetzen, oder?Nun, ich denke, dass der Schächer nicht in den Himmel kam. Das erkläre ich dir gerne...
Die Paradiese.
Das neue Testament unterscheidet zwischen zwei Paradiesen. Das Paradies, das Jesus dem Schächer verheisst, heisst einfach "Paradies" (ein persisches Lehnwort für "Garten"). Das andere erwähnte Paradies steht in der Offenbarung, Kapitel 2,7: "...dem Siegenden werde ich von dem Holz des Lebens zu essen geben, das in dem Paradies Gottes ist." Meiner Ansicht nach weist dies auf zwei Paradiese hin: eines bei Gott (oder das zu Gottes Nähe gehörende) und eines, das zur "Schächer -Geschichte" passt. Dort forschen wir nun weiter. Es ist dir sicher aufgefallen, dass ich beim obenstehenden Bibelzitat das Wort HEUTE mit Grossbuchstaben geschrieben habe. Das tat ich ganz bewusst so. Ein Tag endete damals um 18.00. Wenn also Jesus dem Schächer versprach, HEUTE wirst du mit mir im Paradies sein, dann muss dies zwischen 15.00, der Todesstunde Jesu und 18.00, dem Tagesende, geschehen sein. Aber da alle Seelen ins Totenreich absinken - somit auch die von Jesus und die vom Schächer - muss das erwähnte Paradies unter der Erde sein. War Jesus, beziehungsweise seine Seele, nicht ganze drei Tage und drei Nächte im Totenreich, bevor er auferstanden ist? (Siehe Matthäus Evangelium Kapitel 12,40). Das Paradies GOTTES hingegen, das den Überwindern in der Offenbarung zugesprochen wird, dürfen wir uns gerne auf der neuen Erde oder in dem zukünftigen neuen Jerusalem vorstellen!
Der "Schoss" Abrahams.
Einer der Einblicke in das Totenreich gibt uns Jesus in der bekannten Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus im Lukasevangelium 16,19 - 31. Dieser Text birgt eine Fülle von Informationen. Ich komme auf einige davon zurück - später in diesem meinem Brief an dich. Zuerst zum Wort "Schoss", welches KOLPOS im griechischen Urtext heisst. Es ist die Brust eines Mannes, beziehungsweise der Brustbausch seines Gewandes (siehe auch meinen Artikel auf www.xandry.ch zu "KOLPOS"). Lukas 16,22 erwähnt den KOLPOS von Abraham, an dem der arme Lazarus nach seinem schweren Leben getröstet wird. Lazarus kam an einen Ort, an dem kein geringerer als Abraham bereits war! Diese Abteilung des Totenreichs steht vor unseren Augen wie eine "paradiesische" Ruhe, ganz im Gegensatz zu dem tiefer liegenden Teil des Hades, in dem der reiche Mann, in einer Flamme leidend, geläutert wird. Lazarus ruht nach seinem Tod an einem friedlichen Ort bei den Gläubigen des alten Testaments! Setzte er seine Hoffnung während seines armseligen Lebens auf einen barmherzigen und gerechten Gott, der in der Bergpredigt von Jesus verkündigen liess (Matthäus 5,4): "Glückselig sind die Leidtragenden, denn sie werden getröstet werden"?
Zusammenfassend denke ich, dass der Schoss Abrahams identisch mit dem Paradies ist, wohin auch der Schächer kam und - blieb. Dagegen blieb Jesus, meiner Meinung nach, nur so lange an diesem Ort, bis der Schächer vor 18.00 Uhr auch starb und Jesus sein Versprechen einlösen konnte. Jesus selbst musste sein Erlösungswerk weiterführen und weiter absinken in den Hades, bis er alle Kammern des Todes (siehe Sprüche Salomons 7,27) durchschrittten und durchlitten hatte.
Der Prophet Samuel im Scheol.
Als der Prophet Samuel starb, ging er natürlich auch in das Totenreich, den Scheol. Er war einer der grossen Männer Gottes und kam sicherlich in Abrahams Nähe - an diesen Ort, den "Schoss" Abrahams, den Ort der Glaubenden und Gottesfürchtigen des Alten Testaments. War Abraham nicht das größte Vorbild des Glaubens in den alttestamentlichen Berichten, so dass Jesus deswegen den ganzen Ort nach ihm benannte? Abraham muss durch seinen Glauben eine besondere Verbindung zu dem Messias und dessen messianischem Werdegang gehabt haben, denn im Johannesevangelium 8,56 steht der mysteriöse Satz von Jesus: "Abraham, euer Vater frohlockte, dass er meinen Tag sehen sollte und er SAH (ihn) und freute sich". Ist dies etwa ein Hinweis, dass man auch aus dem Scheol durch eine tiefe Gottesbeziehung das Geschehen auf der Erde wahrnehmen kann - ähnlich wie Mose und Elias auf dem Berg der Verklärung (Lukasevangelium 9,38)? Nun, wie auch immer, Samuel hatte seinen Lebensweg vollendet, hinterliess jedoch Menschen wie den König Saul, der seine Hilfe sehr vermisste. Saul war ein einsamer Mann geworden, um so mehr, da auch Gott sich wegen seines Ungehorsams zurückgezogen hatte. Saul brauchte dringend Rat und liess durch eine Totenbeschwörerin Samuel aus dem Scheol "heraufholen". (Die ganze Geschichte steht im 1.Buch Samuel, Kapitel 28, 7-20. Übrigens: Warum Gott zuliess, dass sein Knecht Samuel mit okkulten Mitteln in seiner Totenruhe gestört wurde, kann auch ich mir nur schwer erklären, Peter)!
Wir erhalten in diesem Text aufschlussreiche Details, wie zum Beispiel:
1. Samuel kam in seiner göttlichen Autorität (Vers 13) - die verblieb ihm im Totenreich.
2. Samuel war erkennbar, durch sein Alter und seine Kleidung (Vers 14) - dies war ihm also auch geblieben.
3. Samuel ruhte und wurde beunruhigt, als er im Geist (in seiner seelischen Gestalt) heraufkam.
4. Samuel trat immer noch als Prophet Gottes auf. Er weissagte, was Gott ihm eingab - Verse 17-20.
5. "Okkulter Betrug" ist sehr unwahrscheinlich, da die Totenbeschwörerin selbst sehr erschrocken reagierte, als sie plötzlich die Ernsthaftigkeit der Situation erkannte (Vers 12).
6. Samuel hatte offenbar noch "irdisches Zeitempfinden", denn er prophezeite, dass Saul mit seinen Söhnen die Schlacht gegen die Philister verlieren wird und somit am nächsten Tag "bei ihm" (also im Scheol) wäre (Vers 19).
Der Schoss Abrahams oder des "Schächers Paradies" ist sicher weitläufig und eventuell auf verschiedenen Ebenen im Scheol. Der Prophet Ezekiel erwähnt in Kapitel 31,15 - 18 die "untersten Örter", wo die "Bäume Edens" sich trösten, eine Metapher für Autoritäten. Könnten "die Bäume Edens" ein Hinweis auf das Paradies Adams und Evas sein? Es träfe auf meine ganz persönliche Spekulation zu, dass das ursprüngliche Paradies irgendwann vor oder mit der Sintflut-Zeit in die Erde absank...
Paulus im Paradies.
Wir machen nun einen grossen Sprung ins Neue Testament. Der Grund dazu ist nicht der Aufenthaltsort der Toten und gläubigen Toten in "christlicher" Zeit...obwohl ich denke, dass dich das besonders interessiert, Peter. Darauf gehe ich erst später in meinem Brief an dich ein. Nein, das Thema "Paradies" kommt noch einmal bei den Offenbarungen des Apostels Paulus vor. Meine - vielleicht auch etwas ungewöhnliche - Meinung dazu möchte ich dir berichten:
Im 2.Korintherbrief 12, 1 - 4 erwähnt Paulus zwei Versetzungen in die jenseitige Welt. Er weiss nicht, ob es visionär war oder körperlich real. Es ist auch für meine Gedanken dazu nicht zentral. Mich bewegt die Frage, ob der "dritte Himmel" und das "Paradies", in die er entrückt wurde, identisch gemeint sind oder nicht. Wenn sie nicht identisch gemeint sind, dann liegt es nahe, dass der dritte Himmel "oben" ist und das Paradies "unten" - folglich müsste dann auch das Paradies, in das Paulus kam, das im Totenreich sein...Zumal ja auch bei der Nennung "Paradies" der Zusatz "Gottes" fehlt, wie in Offenbarung Kapitel 2,7.
Jesus ging ins Totenreich und in die Himmel - könnte das Paulus, als der Apostel der grössten Offenbarungen, nicht auch erlebt haben, aber in umgekehrter Reihenfolge? Ich denke, ja. Es könnte auch für die ganze Körperschaft Jesu Christi wichtig sein, denn so wie der Vater im Himmel Jesus beauftragt hat, so hat uns Jesus ebenso beauftragt (Johannesevangelium 20,21). Er evangelisierte im Totenreich (1.Petrusbrief 4,6), also werden gewisse Glieder seines Leibes, seiner Gemeinde, es auch tun. Aber ich greife schon wieder vor, Peter. Das "Evangelium im Totenreich" behandle ich später.
Die Kammern des Todes.
Diese Bezeichnung der verschiedenen Orte im Scheol nannte ich dir schon, als Zitat von Sprüche 7,27. Wieviele es sind und wo, beziehungsweise in welcher Tiefe oder mit welchem Grad an Dunkelheit, Kälte oder Hitze, das hängt von der biblischen Offenbarung und unserem Verständnis ab. Dies gilt auch für die Zurechtbringungen (abgestufte Strafen) und überhaupt dafür, wie die Toten dort "leben" - denn "Gott ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott ; denn sie leben ihm alle (Lukasevangelium 20,38)". Und das Beste ist ja, dass Jesus die Schlüssel des Todes und des Hades hat (Offenbarung 1,18) und somit "Christus über Tote und Lebendige Herr sei". Bitte lies den ganzen Abschnitt im Römerbrief Kapitel 14, 7 - 9 dazu! Im Sprüchebuch Salomons Kapitel 15 stehen zwei umfassende Aussagen zum Scheol und den Menschen: "Der Weg des Lebens ist für den Einsichtigen aufwärts, damit er dem Scheol unten entgehe (Vers 24)". Und: "Scheol und Abgrund sind vor Jahwe, wieviel mehr die Herzen der Menschenkinder (Vers 11)." Ich habe rund ein Dutzend verschiedene "Kammern" des Todes in der Schrift gefunden, beziehungsweise die einzelnen Bezeichnungen dazu. Die Reihenfolge ist nicht geordnet und einige Namen mögen als Teile des gleichen Ortes stehen:
Der Tod als Ort.
Scheol und Hades sind ein Sammelbegriff, der von Todesfürsten beherrscht wird - aber unter der Oberherrschaft von Jesus (Römerbrief 14,9 / Philipperbrief 2,10 -11). Der Tod selbst wird in der gesamten Bibel meistens als Geistesmacht bezeichnet, tritt aber auch im Symbolbild als Person auf (Offenbarung 6,8) und steht zudem als Ortsbezeichnung (Offenbarung 20,13). Es sieht so aus, als ob er sich mit dem Hades, dem "Meer" und dem Feuersee den Scheol aufteilt (Offenbarung 20,13-14).
Das Meer.
Das Meer hat drei Hauptbedeutungen in der Schrift: als natürliches Meer (Ozeane und grosse Seen), als Völkerscharen und zusätzlich als das weiteste Gebiet des Totenreichs - denn nicht nur die oberflächliche Wasserwelt bedeckt ungefähr 2/3 unseres Planeten, sondern auch die unterirdische Welt. Die natürliche Grösse des "Meers" lässt auch den Schluss auf die geistige, unsichtbare Ausdehnung zu - und auf die unzähligen Toten darin...man denke nur schon an die Sintflut! Oder an die Naturkatastrophen seit Tausenden von Jahren, an die Überschwemmungen bringenden Ströme, an Kriege, Seeschlachten und dergleichen. Ich nannte soeben das Meer eine "Wasserwelt". Ich wage einen weiteren Vergleich: das Meer ist eine riesige Welt voll tierischem und pflanzlichem Leben. Vom Wal bis zum Plankton-Teilchen, von bekannten bis zu unbekannten Lebensformen. Geistlich gesehen ist dies für mich ein Bild der Toten, die eine gewisse, für uns nur schwer vorstellbare Lebensform besitzen, da sie, von ihrem Erdenleben her gesehen, eigentlich "tot" sind (das heisst in der Menschenwelt nicht mehr "mitmischen", siehe Predigerbuch 9,5-6). Noch etwas, Peter: da nach Matthäus 13,47-50 am Ende unseres Äons eine Auswahl von "guten und schlechten" Wesen zur Beurteilung aus dem Meer gezogen werden, denke ich dabei an die vielen verstorbenen "Gutmenschen" (siehe Römer 2, 6-7), die Gott suchten aber zu Jesus keinen Zugang fanden und nun ein anderes Gericht (Zurechtbringung) erhalten als die "schlechten" Wesen aus dem Meer...
Der Feuersee.
Ich erwähne den Feuersee jetzt schon, obwohl er der tiefste und letzte Ort des Totenreichs ist. Der Grund: ich zitierte ihn in der obenstehenden Stelle aus Offenbarung 20, 13-14. Er "gehört" aber an das Ende dieser Aufzählung, denn er ist "die Endstation" aller Totenräume. Ich schrieb unter dem Titel "Der Feuersee, die ultimative Gerechtigkeit" vor einiger Zeit sehr ausführlich auf meiner Website (www.xandry.ch) über ihn. Bitte lies es dort nach. Machen wir nun weiter mit einem anderen Ort des Feuers, der "Gehenna".
Die Gehenna.
Die Elberfelder und Lutherbibel übersetzen "Gehenna" mit "Hölle" und "höllischem Feuer ". Somit kennen nicht alle Bibelleser diesen Namen. Er steht am meisten in den Evangelien (11x) und nur einmal im Jakobusbrief 3,6 - wo die Gehenna in einem symbolisch gemeinten Zusatz noch einmal vorkommt. Der Name scheint von dem Tale HINNOM abgeleitet zu sein. Es ist ein Abhang im Süden Jerusalems, in den Kadaver von Tieren und Hingerichteten geworfen wurden, die dann mit schwelenden Feuer Tag und Nacht brannten - ein sichtbarer Ort und Mahnmal des Grauens, denn in biblischen Zeiten war eine anständige Beerdigung von höchstem Wert. Jesus gebraucht in seinen Predigten die Gehenna in abschreckender Weise und warnt im Markus-Evangelium 9,42-50 mit drastischen Beispielen vor ihr. Meiner Meinung nach brennt die Gehenna örtlich abgeteilt vom Feuersee, aber mit ähnlich läuterndem Gerichtsfeuer.
Der Tartarus.
Dieser Gerichtsort ist Kennern der griechischen Antike geläufig, jedoch bei vielen Bibellesern relativ unbekannt. Im Urtext von 2.Petrusbrief 2,4 "versteckt" sich der Name "Tartarus" in einem Partizip (TARTAROOSAS) und steht nicht als Nomen. Die unrevidierte Elberfelder erwähnt den Tartarus in der Fußnote. Die Aussage vom 2.Petrusbrief, verglichen mit dem Kontext aus dem Judasbrief (Verse 6-7), zeigen uns, für wen das Feuer in der absoluten Dunkelheit bestimmt ist: für gefallene Engel, die "anderem Fleisch" nachgingen, das heisst, Unzucht mit Menschen trieben (Genesis 6,1-4).
Der Abyssos.
Im Lukasevangelium 8,26-39 befreit Jesus einen Menschen von Dämonen. Diese bitten ihn, sie nicht in den "Abgrund" (Elberfelder) oder die "Tiefe" (Luther) zu schicken. Jesus geht darauf ein und lässt sie in eine Herde Schweine fahren. Die Dämonen fürchten sich sehr vor diesem "Abgrund", den ABYSSOS im Urtext. Es muss ein besonderer Ort des Schreckens sein. Er wird neun mal im Neuen Testament erwähnt. Wir erfahren am meisten in Offenbarung 9,1-12 über ihn:
1) Der ABYSSOS ist wie ein feuriger, schwarz qualmender Brunnenschacht.
2) Der Qualm kommt wie aus einem Kamin eines Hochofens und verfinstert die Sonne und die Luft.
3) Aus dem Rauch kommen eine Art Heuschrecken auf die Erde, die wie Skorpione stechen können und im gesamten Text mehr und mehr dämonische Eigenschaften aufzeigen.
4) Der ABYSSOS hat einen König namens ABADDON auf hebräisch oder APOLLYON ("Ganzweglöser") auf griechisch. Dieser "Engel des Abgrunds" herrscht über das aufsteigende Dämonenheer.
Wenn wir Offenbarung 11,7 und 13,1 vergleichend lesen, sehen wir, dass das "jagende, wilde Tier", das einige Bibelausleger auch als den kommenden "Antichrist" identifizieren, nicht nur aus dem Völkermeer, sondern auch aus dem Totenbehälter "Meer" und eigentlich aus dem ABYSSOS aufsteigt. Was muss der ABYSSOS für eine Brutstätte des Bösen sein! In Offenbarung 20,1-3 steht noch mehr über den ABYSSOS:
Der Satan selbst wird - nach der glorreichen Wiederkunft Jesu - in ihn hineingeworfen und für 1000 Jahre verwahrt. Hier kommt bei mir der seltsame Gedanke auf, Peter, ob der APOLLYON - als König des ABYSSOS - denn dann wie ein Kerkermeister des Satans fungiert? Wie auch immer, alle Macht des Bösen muss der Macht Jesu weichen! Wir verlassen nun die unterirdischen Feuerstätten und wenden uns noch einigen anderen Totenräumen zu.
Weitere Totenräume.
Wenn sich die Erde vor unseren geistigen Augen spalten würde, könnten wir in das Totenreich hinabsehen (Psalm 141,7)...in den unersättlichen Scheol (Sprüche 30,15-16), von Tiefe zu Tiefe (Sprüche 9,18). Nennen wir noch einige bei Namen:
Die Grube.
Sie hat verschiedene Ebenen und verschiedene Finsternisse (Psalm 88,6). Sie bietet Platz für ganze Völker (Ezekiel 32,18). Der Text im Prophet Ezekiel Kapitel 32,18-31 zeigt uns viele Details aus dem Bereich der "Grube", welche auch als unterirdisches "Grab, Gräber" bezeichnet wird (Verse 24 und 26). Alles ist in dichterischer Sprache verfasst und dennoch vorstellbar als Realität, zum Beispiel im Vers 27: Da sind Kriegswaffen mit ins Grab gekommen und Schwerter liegen unter den Häuptern der Erschlagenen! Und im Vers 31 finden die einst mächtigen Toten Trost am gemeinsamen Schicksal. Jedoch hat David noch zu seinen Lebzeiten im Psalm 103,4 einen besseren Trost ausgesprochen - nämlich die Erlösung von der Grube.
Der Kerker.
Der "Kerker" im Prophet Jesaja Kapitel 42,7 wird dort auch das "Gefängnis" genannt und im Vers 22 zusätzlich noch in "Löchern". Als Zusatznamen finden wir in diesen Texten die "Bewohner der Finsternis". Sie sind gefesselt und "versteckt" - wie die Beute einer Plünderung. Mehr erfahren wir nicht von diesem Ort im Scheol.
Die untersten Örter.
Mit diesem Ausdruck kommen wir in einen der geheimnisvollsten und, meiner Meinung nach, auch schönsten Lehr-Psalmen der Schrift: Die "untersten Örter der Erde" sind in Psalm 139,15 - 16 zu finden...und diese Örter haben nichts mehr mit Straforten zu tun! Nach den obenstehenden Nennungen der Räume im Totenreich ein unerwarteter Wechsel - findest du nicht auch, Peter? David dichtet ihn unter Inspiration des Heiligen Gottes. Das, was er offenbart, kann keine Wissenschaft, keine irdische Forschung wissen oder "wissenschaftlich" erforschen.
David selbst ist überwältigt von seinem Psalm-Liedtext und drückt es in Vers 17 aus...es geht um nichts Geringeres als das Werden der Persönlichkeit, sei es als Körper, sei es als Seele. Wurde in diesen "untersten Örtern" nicht nur David geformt, sondern wir alle? "Erschuf" uns dort Gott, unser Schöpfer? Plante er dort schon liebevoll unser ganzes Leben zeichnete es auf? David spricht im Psalm 139 in der "Ichform". Es geht um sein Selbstbewusstsein und um seine Gottesbeziehung. Es geht um jeden Tag in seinem Leben, von allem Anfang an, bis zu seinem Ende. Ich denke, wir dürfen dies auf unser Leben übertragen, wie bei so vielen prophetisch ausgesagten Wahrheiten. Wir können mit David sagen (Vers 14): "Ich preise dich darüber, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiss es sehr wohl."
Evangelisation im Totenreich.
Nun kommen wir zu einem Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Leider wird nur wenig über diesen Text im 1.Petrusbrief Kapitel 3,18 - 4, 6 in der Kirche und in den Gemeinden gelehrt - obwohl der Aufenthalt Jesu im Totenreich in dem allgemein anerkannten apostolischen Glaubensbekenntnis seinen Platz hat. Ich wurde schon oft gefragt: "Was machte Jesus denn die drei Tage und drei Nächte dort unten, so wie er als Zeichen vorausgesagt hatte" (Matthäus 12,38 - 40)? Nun, zwei Tätigkeiten werden mit zwei Verben hervorgehoben: Jesus "heroldete" (1.Petrusbrief 3,19) und "evangelisierte" (4,6). Das Wort "herolden" (KERÜSSO) übersetzen die Elberfelder und die Lutherbibel mit "predigen". Der Herold hat eine starke Botschaft und belehrt seine Zuhörer. Er predigt lehrend. Sein Schwerpunkt liegt in der An -und Verkündigung von Gottes Wahrheit aus verschiedenen Perspektiven. Der evangelisierende Prediger verkündet (EUANGELIZO) die gute Botschaft der Errettung durch die Heilstat von Jesus Christus und betont somit mehr die persönliche Beziehung zu Gott. Der Hörer soll und kann sich zum Heil wenden, er kann sich erretten lassen, falls er will und Gott ihm Gnade zum Annehmen des Heils schenkt. Die zwei Betonungen von Jesu Wirken bei den Toten sind im ersten Teil des Textes (sieh Vers 19) für die damals ertrunkene ganze ( ! ) Menschheit und vielleicht auch für die gefallen Engel (beide als "Geister" benannt) bestimmt. Sie hatten die Botschaft Noahs entweder nicht gehört oder ihr keinen Glauben geschenkt. Ich denke ausserdem, dass bei der mit Gewalt gekommenen Wasser der sogenannten "Sintflut" die Menschen beim Ertrinken zu Gott riefen in ihrer Todesnot - und Jesus beantwortete nun ihr damaliges Rufen mit seiner Belehrung. Der Vers 6 im zweiten Teil des Textes betont die Evangelisation der Toten. So wie man geistlich "tot" sein kann im Erdenleben (Matthäus 8,22), so kann man auch geistlich tot in der weiteren Existenz als Toter im Totenreich sein. Der Unterschied zwischen den beiden "Todesformen" ist der, dass die Toten "unten" wissen, dass sie tot sind - dagegen die "oben Lebenden" es meistens nicht wissen. Ohren haben beide...aber die "unten" hören vielleicht anders - mit mehr Verlangen nach Vergebung und Errettung? Das Evangelium bietet es ihnen an und sie haben die Gelegenheit "ja", "nein" oder "noch nicht" zu sagen. Jesus war der erste, der den Toten gute Botschaft verkündigte. Zur Belehrung als Herold und zur Errettung als Evangelist.
Wie könnte dies praktisch geschehen?
Du weisst ja selbst, Peter, dass Bibelforschung immer auch mit Bibelspekulation zu tun hat. Darum darf ich mir die Verkündigung im Totenreich, die nach Jesus wohl weiterging und bis zum heutigen Tag stattfindet, folgendermassen vorstellen: Besondere Botenengel (vergleiche Apostelgeschichte 10, 3 - 6) und besonders geeignete Glieder der Körperschaft Jesu reisen im Geist an die Orte, die Gott ihnen zuweist. Dort hören die Toten die Botschaften der Lehre und des Evangeliums. Dann "verarbeiten" sie traumartig das Gehörte, vergleichen Hinweise mit ihren Erfahrungen im Leben auf Erden und fangen vielleicht an, sich nach Vergebung und Erlösung zu sehnen. Sie gehen, vielleicht ähnlich einer Psychotherapie, im Traum von Erkenntnis zu Erkenntnis. Sie können aber auch widerstehen, sich dauernd weiter rechtfertigen und schmerzende Wahrheit zurückweisen. Oder aber sie akzeptieren das in ihrer Seele Aufsteigende, lassen sich damit konfrontieren und reifen heran, auf den Tag ihrer Auferstehung, hin zu dem gerechten Gericht Gottes, das über ihre Zukunft entscheiden wird. Jesus konnte direkt zu ihnen reden, wir sollten es nicht, können sie jedoch in der Führung des heiligen Geistes segnen. Direkter Verkehr mit den Toten lehne ich ab - die Gefahr, dabei in Okkultismus zu geraten, ist zu gross.
Leben aus den Toten.
Eigentlich muss es heissen: Das erste BLEIBENDE Leben aus den Toten - so nenne ich die ersten Menschen, die mit Jesus auferstanden sind - auferstanden wie er. Sie kamen definitiv aus dem Totenreich zurück. Denn Auferstehungen gab es schon seit den alten Propheten Elia und Elisa. Später starben diese Auferweckten wieder. Und auch Lazarus und die anderen, die Jesus vom Tode auferweckte, starben wieder. Aber im Matthäus-Evangelium 27, 51 - 53 lesen wir, dass "...sich die Gräber auftaten und viele Körper der entschlafenen Heiligen erweckt wurden und, nach seiner Auferweckung, aus den Gräbern herauskamen, in die heilige Stadt hineingingen und vielen erschienen". Jesus nahm "viele" aus den Totenräumen heraus - vermutlich aus dem Paradies/Schoss Abrahams - mit hoch ins neue Leben! Diese Menschen starben nicht mehr, sie sind wohl der "Wolke von Zeugen" zuzuordnen, die im Hebräerbrief 12,1 genannt werden, als textliche Ergänzung zum ganzen Hebräerbrief Kapitel 11, 1 - 40, das uns von einigen der Glaubensvorbilder des Alten Bundes erzählt. Diese "Wolke", so nehme ich an, wirkte mit Jesus zusammen 40 Tage lang in Jerusalem und Umgebung (Apostelgeschichte 1,3) bis sie sich mit den in den Himmel auffahrenden Herrn vereinigte und gemeinsam mit ihm weiter hochstieg (Apostelgeschichte 1,9).
Von unten nach oben.
Mit dieser Wolke von Zeugen kommen wir zum Thema anderer jenseitiger Aufenthaltsräume. Wenn alle Menschen als "Tote" im Totenreich schon nicht so "tot" sind, wie viele es meinen, sondern laut unserer Studie als Tote "weiterleben", vielviel mehr "leben" sie dann wohl weiter, wenn sie aus der Tiefe herauskommen! (Am letzten Gericht dieses Äons werden ja alle auferweckt und vor dem Gerichtsthron erscheinen, siehe Offenbarung 20,11). Aber diese "Heiligen" in Matthäus 27,51-53, die mit Jesus auferweckten Menschen, leben seitdem als Menschen in der Wolke weiter. Und wie viele Millionen anderer "Heiligen" haben sich wohl in den letzten 2000 Jahren zu ihnen gesellt? Der Hebräerbrief weist im ganzen Kapitel 11 auf sie hin...viele starben in Erwartung einer "besseren" Auferstehung (Vers 35) und Gott will sie offenbar mit uns allen zusammen vollenden (Vers 40).
Jedoch scheinen viele Christen heute den inneren "Zug nach oben" wie "verloren" zu haben. Das Bauen des Reiches Gottes, wie es stets genannt wird, konzentriert sich sehr auf diese Erde. Wenn ich an die vielen sozial-missionarischen Projekte christlicher Werke denke und sehe, wie sehr sie helfen, Missstände zu reduzieren, freut dies mein Herz. Aber traurig werde ich, wenn ich dagegen auch sehe, wie wenig bibelorientierte Christen sich auf Stellen wie Kolosserbrief 3,1-4 / Hebräerbrief 3,1 / Philipperbrief 3,14 und ähnliche Stellen im Neuen Testament ausrichten. Auf Fragen wie : "Wisst ihr, was euch im Jenseits erwartet?" Und: "Wie geht es mit dir oder mit uns allen eigentlich weiter, dort bei Gott?" erhalte ich meistens ausweichende Antworten. Tröstlich ist, dass wir uns alle wieder begegnen werden - wo auch immer. Soziales Engagement, auf Grund des Glaubens, und sich dabei nach himmlischer Fortsetzung dieser Berufung zu sehnen, widerspricht sich doch nicht! Der HERR wird uns alle in unserer ganz persönlichen und kollektiven Berufung weiterführen. Ich möchte auf jeden Fall nach oben, zur Wolke der Zeugen. So wie ich dich kenne, Peter, willst du dies auch. Also, steigen wir weiter hoch mit denen, die vor uns entschliefen oder eine Versetzung in himmlische Orte erlebten.
Bei Jesus sein.
Die kürzeste Aussage zu diesem Wunsch nach oben finde ich von Paulus im Philipperbrief 1,23. Er will "bei Christus" sein. Besser "mit Christus zusammen" sein (SYN CHRISTO). Die Option der ganzen Aussage in diesem Text (Philipperbrief 1,21-25) war, entweder um der Philipper willen auf Erden zu bleiben und ihre Glaubensfreude weiter zu fördern oder eben - abzuscheiden (besser: "hinaufgelöst" zu werden) und SYN CHRISTO, bei Christus, zu sein. Er ist hin und hergerissen zwischen diesen Optionen. Beides reizt ihn und er sagt nicht, was er wirklich wählen würde (das griechische Wort "OU GNORIZO" in Vers 22 heisst "das mache ich nicht bekannt"). Christus ist sein Leben und Sterben sein Gewinn. Durch seinen Tod gewinnt er etwas hinzu. Was wird er wohl machen, wenn er mit dieser Krone (Kranz) der Gerechtigkeit gekrönt sein wird (2.Timotheusbrief 4,8)? Siegt er weiter mit diesem Siegerkranz? Ich denke, ja. Er wird weiter dort wirken, wo Jesus ihn einsetzen will, er wird als Glied in der Körperschaft Jesu alle Tiefen und Höhen mit der Wohlkunde des Evangeliums erfüllen helfen.
Die Heraus - Auferstehung.
Die alttestamentlichen Gläubigen aus Matthäus 27,51-53 kamen früher als erwartet zu ihrer verheissenen Auferstehung (siehe Hiob 19,26 / Jesaja 26,19). Martha's Glaube ruhte auch auf dieser Verheissung, siehe Johannesevangelium 11,24. Jesus belehrt sie mit den Worten 'ICH bin die Auferstehung und das Leben". Jesus kann jeden auferstehen lassen - wann und wo er will. Damals, heute, und nach seiner Auferstehung und Auffahrt, noch viel mehr! Paulus wusste dies natürlich. Er will um jeden Preis Jesus immer besser erkennen und hofft die "Herausauferstehung" zu erleben. Der Text im Philipperbrief 3,10 betont auffälligerweise neben der erwünschten "normalen" Auferstehung (ANASTASIS) zusätzlich eine Herausauferstehung (EX-ANASTASIS). Dieses Wort kommt im NT nur hier als Hauptwort vor. In der Verbform - zum Beispiel in Apostelgeschichte 15,5 - sehen wir, dass es "wie ein Aufstehen in einer bereits versammelten Gruppe" bedeutet...also, der die EXANASTASIS Erlebende ragt aus den Auferstehenden heraus. Es könnte eine Auszeichnung zu einem vertieften Dienst als einmal Auferstandener sein, falls man ebenso die anderen Nennungen des Verses in Philipper 3,10 auf sich nimmt. Einige Gläubige unseres Zeitalters erlebten die EXANASTASIS übrigens auch. Ich habe Beispiele von Zeugen in Zitaten alter Chroniken gelesen.
Wer kommt wohin?
Paulus wird vermutlich hinauf in die Wolke der Zeugen gestiegen sein, nach seinem (vermutlichen) Märtyrertod in Rom. Vielleicht durfte er in andere himmlische Orte aufsteigen - denn ausser "dem Himmel" gibt es viele Himmel (1.Buch der Könige 8,27), wie schon Salomon wusste. Hatte nicht auch Jesus auf die vielen Wohnungen, besser "Bleibestätten", in seines Vaters Hause hingewiesen (Johannesevangelium 14,2)?
In meinem Heimathaus lebten 4 Generationen zusammen - von meinen Urgrosseltern bis zu mir als Baby. So können auch in himmlischen Häusern verschiedene Generationen leben. Es sterben junge Christen und alte Christen, altersmässig und reifemässig gesehen, und es sterben Babies. In deinem geliebten Epheserbrief, Peter, lesen wir im Kapitel 3,14-15 der Elberfelder Übersetzung: "...deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, von welchem jede Familie (griechisch: PATRIA) in den Himmeln und auf Erden benannt wird...". Ist dies nicht ein Hinweis auf Familien in den Himmeln? Einer meiner Enkel, Diemo, lebte nur einen Tag lang. Reife Christen und Kinder von Christen und alle Kinder bis zu einem gewissen Alter, in dem sie eigene Entscheidungen treffen können, kommen in das Vaterhaus Gottes. Sie sind "bei Jesus", denke ich. Dort reifen sie alle nach dem Tod irgendwie weiter, weiter zum Glauben an Jesus hin, oder tiefer in den Glauben hinein. Alle wachsen gemäss ihrer Bestimmung (Berufung) weiter. Ich werde noch staunen, wen ich dort - ausser Diemo - noch sehen werde!
Gehen Christen nach "unten"?
Wie ich am Anfang dieses Briefes an dich schon erwähnte, sterben alle Menschen dann, wenn Gott den Geist, den jeder zum Leben braucht, zu sich zurücknimmt (Predigerbuch 12,7). Die Seelen gehen ins Totenreich. Nur bei den Christen ist dies nicht so klar, denke ich. Gehen ihre Seelen auch hinunter oder nach oben in die Himmel? Im Thessalonicherbrief 4, 13 -18 werden "Tote in Christo" erwähnt, die bei der Wiederkunft von Jesus auferstehen, also aus der Tiefe herauskommen. Sie stehen vor (PROTON) den auf Erden lebenden Gläubigen auf, die mit ihnen zusammen anschliessend entrückt werden (Vers 17). Als sie starben, starben sie mit dem aus Jesu Mund verheissenen Wort aus Johannes 5,24-25, das sie glaubten und spätestens bei der Wiederkunft Jesu die Frucht ihres Glaubens erleben würden - sie werden die Stimme des Herrn (1.Thessalonicher 4,16) zum äonischen Leben hören. Die Thessalonicher sollten sich damit gegenseitig trösten. Es waren bei ihnen schon viele Gläubige gestorben und man war sich über ihre Zukunft unsicher (Vers 18). Dieser Trost ist auch heute noch wichtig. Aber vielleicht, denke ich, hätten die Seelen "der Toten in Christo" garnicht nach "unten" absinken müssen...
Oder nach "oben"?
Ich stelle mir ein im Glauben an Jesus gelebtes Leben so vor: der Mensch erkennt, dass er sich von seinen Sünden nicht selbst erlösen kann. Er übergibt sein Leben an Jesus Christus, indem er das Erlösungswerk Jesu für sich annimmt ("er bekehrt sich"). Damit kommt der heilige Geist in den Menschen hinein. Dieser verbindet sich mit dem Geist des Menschen. Nun geht der Prozess um die Errettung der Seele los (Lukasevangelium 21,19). Es heisst dort: "gewinnet" (griechisch:"erwerbet") eure Seelen. Wenn der Gläubige in diesem Prozess bleibt, wird er geistlich reifen. Der Geist "heiligt" die Seele wachstümlich. Er verbindet sich immer mehr mit ihr. So kann die Seele "eins werden" mit dem Geist, so dass, wenn der Geist beim Tod von Gott geholt wird, die Seele keinen "getrennten" weg nach "unten" mehr gehen muss. Sie wird mit dem Geist nach "oben" mitgenommen. Sie zieht in ihre Wohnung im Vaterhaus ein, sie ist bei der Wolke der Zeugen angekommen (lies bitte Genaueres dazu auf www. xandry.ch/artikel "der Zwischenzustand in den Himmeln"). Ist die Seele des Christen jedoch noch nicht fest mit dem Geist vereint, wird sie von ihm getrennt, geht ins untere Paradies und wartet dort, bis Jesus sie herausholt. Keiner von uns weiss, wie weit er im Glauben gereift ist. Alles ist Gnade, alles ist von Gott geschenkt. Aber wir wissen, ob unser Glaube die Gnade sucht, unser Leben beeinflusst und welche Beziehung wir mit Jesus haben. Wohin zieht uns unsere Sehnsucht?
Oben geht es weiter.
In den Himmeln gibt es weder Stillstand noch Langeweile. Und dauernd "hallelujah" rufen sowieso nicht! Aber nicht nur witzig gemeinte Irrtümer ranken sich um unsere menschlichen Himmelsvorstellungen, sondern auch vereinfachte Lehren oder gar Einflüsterungen von Geistern. Christliche Bücher mit Titeln wie "Ich war im Himmel" mögen dem Leser positiv gemeinte, "erbauliche" Informationen vermitteln, belehren aber oft nur mit menschlicher Phantasie, anstatt mit biblisch fundierten Aussagen.
Alles, was mit dir und mir in den Himmeln geschieht, Peter, baut sich auf der jeweiligen Berufung auf. Die grundlegende Berufung aller Christen steht im 1.Korintherbrief 1,9 - nämlich "in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus" berufen zu sein. Die Gemeinschaft (KOINONIA) mit Jesus führt uns mit Sicherheit auch in unserer göttlich vorgesehenen Bestimmung (Berufung) zur Vollendung. Selbstverständlich gilt dies selbst dann, wenn wir auf unserem Lebensweg immer noch nach ihr suchen und keine überzeugende Spur einer "göttlichen Berufung" gefunden haben. Wenn ich mit meinen Mentoranden an diesem Thema forsche, fange ich oft mit einfachen Fragen an: "Worin hast du zur Zeit die größte Erfahrung? Was tust du am liebsten? Was würdest du am liebsten tun?" Mit den jeweiligen Antworten sind wir schon auf dem Weg nach oben und in der Nähe der himmlischen Fortsetzung!
POLITEUMA - das himmlische Bürgertum.
Eine persönliche Berufung bettet sich stets in eine kollektive Berufung ein. Der "Körper von Jesus" ist eine Körperschaft, an dem jedes Glied nicht nur am Haupt Jesus, sondern auch an anderen Gliedern hängt. So wie sich dieses Bild hier auf Erden zeigt, so wird es auch in den Himmeln sein. Paulus überträgt die POLITEUMA, die irdische Stadtgemeinschaft, auf das himmlische Bürgertum (Philipperbrief 3,20). Die Gemeinschaft der Himmelsbürger lebt in der Ordnung der POLIS, der Stadt. Dort, im Kollektiv, findet das Individuum seinen Platz. Den Philippern (1,27) schreibt Paulus auch: "Wandelt als Bürger (POLITEUESTE) in würdiger Weise im Evangelium des Christus...". Bürger haben einen Beruf. In einer Stadt braucht es alle Berufe. Einer meiner Enkel lernt Landschaftsgärtner. Paulus sah sich ebenso in einer seiner vielen Selbstbezeichnungen als Gärtner (1.Korinther 3,5), als Gärtner, der Menschen und Worte "pflanzt". Wird nun unser Enkel ein leidenschaftlicher Gärtner, und wird er durch den Glauben an Jesus ein Himmelsbürger werden, warum sollte er nicht in vertiefter, geistlicher Weise so seine Berufung Stück für Stück erkennen können? Du kannst mir ja in einem unserer nächsten Gespräche sagen, Peter, wo DU deine himmlische Berufung vermutest oder erkennst. Ich sehe meine natürlich als Lehrer - was du dir sicher schon gedacht hast!
Voll gesegnet.
Wir werden mit "jeder geistlichen Segnung" in überhimmlischen (Orten) gesegnet werden. Diesen Ausblick gibt uns Paulus im Epheserbrief Kapitel 1,3. Eine Segnung heisst laut dem griechischen Wort EULOGIA, "eine gute Rede, ein gutes Wort". Gott wird überwältigend viel Gutes über uns reden und viel Gutes mit uns reden. Er wird das Gold und Silber und die Edelsteine - ein Bild unserer guten Werke - weiter fördern, nachdem er Holz, Heu und Stoppeln - ein Bild unserer schlechten Werke - weggebrannt hat (1.Korinther 3,11-15). Wir werden in unserem Losteil ("Erbe") als völlig Gereinigte ankommen. Dieses Losteil wurde von Gott in den Himmeln bewacht (1.Petrusbrief 1,4) und wird dann in den kommenden Äonen von uns vollendet. Das dritte Kapitel im 1.Korintherbrief endet mit dem Ausblick: "Alles ist euer". Ich bin echt gespannt, wie sich das verwirklichen wird und welchen Teil du und ich und wir alle darin haben werden.
Umfassende Reinigung.
Ohne Reinigung keine Reinheit. Ohne Feuer keine Läuterung. Edelmetalle werden im Schmelztiegel veredelt. Unsere kommende himmlische Reinheit ist das Ergebnis eines läuternden Prozesses, der hier unten im Glaubensleben anfängt. Wer an Jesus glaubt und die Beziehung zu ihm wachsen lässt, der wird hier schon innerlich "in sein Bild verwandelt". Er wird Jesus ähnlicher. Paulus nennt diese Verwandlung ein von Herrlichkeit zu Herrlichkeit gehen (2.Korintherbrief 3,18). Dieser Weg, ein Reinigungsprozess, brennt permanent das von Gott Trennende weg: Stolz, Neid, Habsucht, Zorn, Sucht, Lust und vieles mehr - ja, eigentlich Lieblosigkeit in allen Formen. Das fördert uns als geistlich wachsende Menschen. Paulus nennt dies, kurz gefasst: "Ich sterbe täglich" (1.Korintherbrief 15,31). Oder: "Wir tragen allezeit das Sterben Jesu in unserem Körper, damit auch sein Leben in unserem Körper offenbar wird" (2.Korintherbrief 4,10). Sein Leben wird offenbar, das allumfassende Leben von Jesus - mit allen seinen Möglichkeiten, auch körperlich gesehen. Wenn einmal unsere Körper auferstehen und verwandelt werden, dann erleben wir die kommende Herrlichkeitszeit in "kompletter Art", umfassend gereinigt, voll ausgerüstet - nicht nur mit Geist und Seele, sondern auch mit dem Körper.
Die Verwandlung.
Damit wir in die himmlischem Sphären aufsteigen können, werden wir bis in den atomaren Aufbau unseres Körpers verwandelt. Die Schrift nennt dies "EN ATOMO", deutsch: "im Unteilbaren" (1.Korinther 15,52). Wir können dann Jesus sehen, wie er ist und handeln wie er handelt (1.Johannesbrief 3,1-3). Unsere Berufung - egal in welcher Ausprägung - zielt mit Jesus auf das grosse Ziel hin: "...dass Gott sei alles in allen" (1.Korintherbrief 15,28). In diesem Ziel ist nichts und niemand ausgeschlossen.
Die Schöpfung segnen.
Besonders freue ich mich auf die Wiederherstellung der Schöpfung, die ja durch den Fall des Menschen mitfiel. Im 2.Petrusbrief 3,10 steht eine für mich "verheissungsvolle" Verheissung, die ich wie folgt übersetze: "...und (die) Erde und die in ihr (befindlichen) Werke werden gefunden werden". Ich verstehe das so, dass bei der Wiederkunft Jesu die Himmel, Elemente und alles durch die Sünde Verdorbene verbrennen und dann das von Gott Verborgene aus der Erde hervorkommt. Meine Fantasie, die sich die Wiederherstellung in den Urzustand von allem (Apostelgeschichte 3,21) mit herrlichen Farben ausmalt, stellt sich auch unsere Mitarbeit als verherrlichte Menschen dabei vor...ist es nicht das, was der Römerbrief 8,18-23 aussagt, nämlich, dass "die Schöpfung befreit wird in die Herrlichkeit der Kinder Gottes"?
Engel segnen.
Die Engel gehören auch zur Schöpfung. Es sprengt den Rahmen dieses Briefthemas, Peter, wenn ich genauer auf die Engelwelt eingehen würde. Vielleicht kann ich dir ein andermal darüber schreiben. Da die Engel jedoch zu unseren zukünftigen Aufgaben gehören, möchte ich eine Aussage von Paulus im Brief an die Epheser (3,10) betonen: Durch die Körperschaft Christi, der Gemeinde, werden die Engel die "vielbunte" (anstatt "mannigfaltige") Weisheit Gottes lernen. Eine für uns schwache Menschen nur schwer vorstellbare Tatsache! Jedoch erwähnt auch Petrus in seinem ersten Brief (1,10-12) dass sie schon jetzt in unserer Zeit begehren ("gelüsten") zu erkennen, was Gott mit uns macht. Sie möchten zum Beispiel lernen, was Glauben ist, der ohne zu Schauen glaubt. Oder wie "farbig" die Gnade Gottes an uns handelt - gegenüber dem von ihnen eingeführten "schwarz/weiss" Gesetz - siehe Galaterbrief 3,19 / Apostelgeschichte 7,53 / Hebräerbrief 2,2. Wir werden die Engel "richten" ( 1.Korintherbrief 6,3), das heisst, sie in ihrer "Torheit" zurechtbringen (Hiobbuch 4,18). Wir werden ihnen die Segnungen der Gnade, die wir erhalten haben, weitergeben.
Wohnort, Einsatzgebiet.
Als Glieder des Körpers Christi haben wir innerhalb der gesamten Körperschaft unsere Wohnstätten. Wo wir im Körper wohnen oder wo in den Himmeln oder wo im Neuen Jerusalem, das ist des HERRN Sache. Und wie wir dann eingesetzt werden, ebenso. Es gibt viele "Einsatzgebiete", einige davon sind: 1) in der Körperschaft Christi selbst, 2) im Himmel, 3) in den Himmeln, 4) im Neuen Jerusalem, 5) auf der neuen Erde, 6) unter der Erde.
Lieber Peter, als ich gerade noch dieses und jenes zu den erwähnten Einsatzorten schreiben wollte, merkte ich, dass dieser Brief an dich ziemlich ausführlich wurde - und für heute wohl genügt. Darum komme ich mit dem folgenden, kurzen Absatz zum Ende.
Ein erstaunliches Bild.
Johannes darf in seinem Buch der Offenbarung (1,13-16) eine geheimnisvolle Gestalt ("gleich einem Sohn des Menschen") sehen. Ich sehe den Christus darin, der alles umfasst und darstellt, vom mit Herrlichkeitsfeuer glänzenden Haupt herab zu den mit Feuerglanz glühenden Füßen. Ich sehe in dieser Gestalt ein Bild der Präsenz Jesu mit seiner Körperschaft, die höchsten Himmel bis zum Feuersee ausfüllend - in die Äonen der Äonen. Der Gedanke, dass Gott "alles in allen" sein wird, erfüllt mich, Peter, immer wieder mit grosser Freude. Mit dem Triumphruf des Apostel Paulus (1.Korinther 15,55): "Tod, wo ist dein Sieg?" möchte ich diesen Brief an dich nun wirklich beenden. Danke für dein Interesse, dies alles zu lesen. Ich bin auf deine Gedanken dazu gespannt.
Sei herzlich gegrüßt,
Andrea