Die Manipulation
Es gibt grundsätzlich 4 Manipulatoren:
1. Typ: gleichgültige Manipulation (Schmollmund, Tränen, Trotz, etc.)
--> gewinnt durch Rückzug
2. Typ: aktive Manipulation (Person, die stark auftritt)
--> gewinnt durch Kontrolle
3. Typ: passive Manipulation (Person, die hilfebedürftig auftritt)
--> gewinnt durch Schwäche / Hilflosigkeit
4. Typ: wetteifernde / kompetitive Manipulation
--> gewinnt durch Opportunismus, stellt sich auf die jeweilige Situation ein.
"Ich - und manipulieren? Nein, dass habe ich nicht nötig!" Oder dergleichen. Oft gehört. Wer will schon Manipulator sein? Jedoch: manipulieren ist eine Kunst, die dann am besten wirkt, wenn man meint, sie nicht zu beherrschen... Wir manipulieren täglich, andere und uns selbst. Kurzer Versuch einer Deutung der Sache:
Manipulieren ist, wenn ich mir indirekt nehme, was der andere mir nicht direkt geben will. Nicht nur den anderen betrüge ich, sondern auch mich selbst. Dazu kommt, dass das erreichte Ziel oder Gut eine unsichere Sache ist, wie ein auf Sand gebautes Haus in dem bekannten Text aus Matth. 7, 26-27:
"Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, der wird mit einem törichten Manne verglichen werden, der sein Haus auf den Sand baute; und der Platzregen fiel hernieder, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stiessen an jenes Haus; und es fiel, und sein Fall war gross."
Wir erhalten zwar das "Haus", aber gebaut auf "Sand", auf einer Unwahrheit zu meinem Vorteil. Früher oder später kommt der "Regensturm" und meine Errungenschaft (Materie oder Beziehung) bricht zusammen.
Gott bewahrt nur "auf Fels" gebaute Dinge, wie es Jesus erklärt. Ein manipulativ errungener Vorteil findet sicher seine Prüfung - nach Minuten, Stunden, Tagen, Monaten oder gar Jahren...
Einige illustrative Beispiele sollen uns die 4 Grundtypen näher vor Augen stellen, nicht zuletzt auch aus dem Grund, dass wir die Fragen dazu besser beantworten können!
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Der/die gleichgültige Manipulator/in
Wie oben erwähnt, "gewinnt" er/sie durch Rückzug. Wenn mit forscher Zielbenennung nichts zu erreichen ist...
Stellen wir uns eine Frau vor (pardon, die Damen, die Männer kommen später dran!), die ein Kleid kaufen möchte. Ihr Mann verwaltet den Haushaltsetat. "Liebling", sagt sie, "wir gehen ja auf die Hochzeit von Peter und Barbara in drei Wochen und ich habe nichts Passendes zum Anziehen. Ich habe aber gestern in der Stadt ein tolles Deux pièces gesehen, das..." - "Wieso nichts Anzuziehen?! Schau bitte mal in deinen Kleiderschrank, der quillt ja über! Und überhaupt, wieso nimmst du nicht das blassgrüne Kostüm, das dir so gut steht?" - "Das?!? Nein, das kann ich unmöglich anziehen, das hatte ich schon bei der Hochzeit von Maya und Walter an! Schliesslich..." - "Aber Schatz, die Gäste sind doch diesmal nicht die selben, und selbst wenn einige der gleichen Bekannten kommen sollten, so wissen die bestimmt nicht mehr, was du anno dazumal anhattest!" - "So? Du verstehst überhaupt nichts von Mode, geschweige denn von... ach, lassen wir das. Das Deux pièces, das ich sah, hat einen umwerfenden Schnitt! Und: es ist herabgesetzt. Es kostet nur noch vierhundertdreissig." - "Vier-hundert-dreissig?!" - "Es hätte sonst knapp neunhundert gekostet!" - "Vierhundert oder neunhundert oder siebzehnhundert, unsere Finanzen reichen gerade für das Übliche diesen Monat, und nächsten Monat steht die Jahres-Autoversicherung wieder auf dem Posten. WIE um alles in der Welt willst du denn die vierhundertdreissig Extrakohlen hereinholen? Bitte, sei vernünftig, es geht jetzt nicht." - "So, aber für das Auto konntest du..." - "Fang jetzt nicht schon wieder mit den Reifen an. Die waren unbedingt nötig!" - "Nötig, nötig, für mich ist das Kleid auch nötig..." - "Nein!" - "Nein?!"
Die Diskussion ging bei Müllers, nennen wir sie so, noch etwas weiter. Beide wurden ausfälliger mit Worten. Herr Müller blieb hart. Plötzlich brach sie ab und eisiges Schweigen breitete sich wie ein Nebel in der Wohnung aus, alles umhüllend. Vier Tage später besass Frau Müller das neue Deux pièces. Was war geschehen?
Ganz einfach: sie verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund und behielt ihn bei. Öffnen tat sie ihn nur zum Essen, Trinken, Zähne putzen. Ihre Augen sagten 36 Stunden lang (nachts nicht mitgezählt) was ihr Mund als Schlusspunkt der Diskussion formulierte: "Dann kaufen wir's halt eben nicht!"
In der 37. Stunde hisste Herr Müller die weisse Fahne. In der 39. Stunde freute sich eine Verkäuferin über eine zielstrebige, entschlossene Kundin.
Fazit: ein Mann hält alles aus, kämpft jede Schlacht. Aber eine beleidigt schweigende Ehefrau - wer will oder kann da länger als 36 Stunden widerstehen??
Dieses geschlechterspezifische Schmunzelgeschichtchen kann durch den geneigten Leser durchaus als Manipulation erkannt werden, oder? Ihr Männer, ihr Frauen, wer kennt nicht den die Arme verschränkenden Kollegen, der sich in der Sitzung in seinem Stuhl zurücklehnt und sagt: "Dann macht halt was ihr wollt. Ihr werdet ja sehen / werdet noch an mich denken / werdet eure Suppe selbst auslöffeln müssen, etc."
Der "gleichgültige" Mann hofft aber dennoch, dass seine Argumente noch durchkommen. Er bleibt innerlich auf der Zielgeraden, wenn er auch äusserlich das Handtuch wirft. Seine Gleichgültigkeit ist Mittel zum Zweck.
In der Bibel wäre der Prophet Jona ein Prototyp des gleichgültigen Manipulators. Nachdem er seine Botschaft an Ninive ausgerichtet hatte, setzt er sich als Beobachter hin und überlässt Gott das weitere Geschehen - schmollend, beleidigt.
Apropos Jona. Viele Manipulatoren legten und legen sich auch mit Gott an. Sie ziehen sich aus dem Gespräch mit Gott zurück, wenn er ihre Wünsche nicht erfüllt. Doch der Herr kennt "seine Pappenheimer" und - siehe Beispiel Jona - geht erklärend und geduldig seinen Weg mit uns weiter.
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Der/die aktive Manipulator/in
Wie oben erwähnt, "gewinnt" er/sie, indem er/sie Kontrolle ausübt. Dieser Manipulator-Typ gibt sich als stark, unbezwingbar, unwiderstehlich. Einfachheitshalber gestalten wir ihn um als "Mann":
Wenn er in einen Raum mit mehreren Personen kommt, hat er in Sekundenschnelle alle im Blick, geht forsch auf sie zu, stellt sich mit zerquetschendem Händedruck vor, Augenkontakt total. Schwächen? Nein, nein, die hat man nicht, oder wenn, dann zeigt man sie nicht. Gefühle? Nun ja, einmal pro Jahr, im trauten Familienkreis um den Weihnachtsbaum, bei "Stille Nacht, heilige Nacht" ein, zwei kontrollierte Tränen die Wangen runterlassen. Es sei nebenbei erwähnt, dass diese Tränen mit purer Willenskraft auf halber Wangenhöhe wieder getrocknet werden...nicht zuviel des Guten zeigen!
Dieses überzeugende Bild zeigt nicht nur den "starken Typ", sondern auch den scharfen Denker, der sich selbst so gut wie andere zu kontrollieren weiss. Schnell und treffsicher liegen die schwachen Punkte der Mitbürger offen auf seinem Beurteilungstablett. Er sieht und handelt augenblicklich nach Vorteil.
Ein biblisches Beispiel hierfür ist Absalom (2. Sam. 15, 1-6), der, anstatt Vater David mit seinen starken Gaben und seiner Persönlichkeitserscheinung zur Seite zu stehen, gegen David vorteilsberechnend auftritt. Schlüsselsatz dieser Bibelstelle: "und so stahl Absalom das Herz der Männer von Israel." Aktive Manipulatoren sind Herz-Diebe...
Aus der Kynologie (=Hundewissenschaft) kennt man den "Top Dog" , den Hund, der "oben" ist. Beobachten sie einen Spitz und eine dänische Dogge, die sich auf der Strasse begegnen.
Schnüffel, schnüffel. Mal vorne, mal hinten, noch eine Drehung - und es ist klar, wer der Chef ist. Komischerweise kann der Spitz die Dogge dominieren...
Menschen, die mit starkem Vorteil manipulativ vorgehen, sind auf die Länge selten "richtige" Sieger. Ihr Gegentyp, nämlich...
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Der/die passive Manipulator/in
...haben im "gesellschaftlichen Zweikampf" öfters den längeren Atem... er/sie gewinnt durch die gegenteilige Haltung/Handlung. Solche Menschen machen auf "hilflos", auf "dämlich", auf "schwach", um ihr Ziel zu erreichen. Sätze wie "Sehen sie, das können sie ja viel besser als ich" und "Ich bin noch nie damit zurecht gekommen" und "Wissen sie, ich habe zwei linke Hände" und so weiter geben dem "Gegenspieler" (meist der aktive Manipulator) unwiderstehliche Signale, die Arbeit selbst zu tun, zu zeigen wie gut man sie beherrscht. Der passive Manipulator staunt dabei und lobt... und - lacht sich heimlich ins Fäustchen, dass der andere so dämlich ist, die Arbeit selbst zu tun! Dem "Top Dog" begegnet der "Under Dog" - der Hund, der sich "unter" den anderen stellt, der auf erfolglos macht.
Oft ist diese Taktik als pure Überlebensstrategie nötig. Beispielsweise die Gibeoniter im Buch Josua, Kapitel 9. Sie legen die unbesiegbaren Israeliten herein und retten so ihr eigenes Leben, das sie im Kampf mit Sicherheit verloren hätten.
In der Seelsorge, im Gesundheitswesen finden wir viele passive Manipulatoren - manch ein scheinbar chronisches Leiden wird bewusst um des gesellschaftlichen Anerkennungsvorteils willen festgehalten!
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Der/die wetteifernde Manipulator/in
Er/sie hat jede Art von Manipulation fest im Griff. Mal so, mal so. Mal oben, als Top Dog - mal unten, als Under Dog. Diesen Typ können wir den "Hot Dog" nennen! Ein "heisser" Typ, ein "Hans Dampf in allen Manipulations-Gassen" . Mit guter Menschenkenntnis und schnell erkannten Vor- oder Nachteilen einer jeweiligen Situation wechselt er den Stil, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren.
Doch, vergessen wir nicht, Manipulation findet nicht Gottes Wohlgefallen oder gar Segen. Manipulation bleibt eine Lüge, und sei sie noch so fein, noch so versteckt. Scheinbar sagt Gott "ja" zum Gelingen des Momentes - siehe das Haus auf Sand gebaut, doch auf die lange Sicht muss alles "auf Felsen stehen", um Bestand zu haben. Offen, wahr, versöhnt. Das sehen wir im Leben Jakobs. Von Geburt an kämpfte er um seinen Platz im Leben. Mal mit Rückzug, mal mit Aggression, mal mit Passivität (da stieg Mutter Rebekka, auch eine Manipulatorin, für ihn ein...), mal mit List; aber vor allem kämpfte er im Glauben - selbst während er manipulierte! Dies scheint möglich zu sein...muss aber von Gott „entfilzt" werden, um göttlichen Bestand zu haben. Es lohnt sich, Jakobs ganze Lebensgeschichte im 1. Buch Mose zu lesen.
Wie handelt nun Gott mit ihm? Wie "heilt" Gott einen Manipulator? Bei Jakob ist das gut zu erkennen: durch Leiden, durch Niederlagen. Es scheint ein geistliches Gesetz zu sein, dass einem Manipulator ein anderer Manipulator gegenübergestellt wird! Jakob fand seinen Gegenpart in Laban, dem Syrier, zu dessen Familie er floh. Laban war der gleiche Typ wie Jakob, ein "Hot Dog". Sie legten sich 20 Jahre lang gegenseitig herein. Bis es Jakob zu dumm wurde, der Boden zu heiss, das Heimweh zu gross - und er wiederum floh. Einst ging er von Esau alleine weg, jetzt von Laban als Gross-Sippe mit riesiger Herde. Aber: er floh.
Manipulatoren fliehen immer wieder - bis Gott sie stellt. Definitiv. Bei Jakob zuerst an der Furt des Jabbok, ein Fluss in Kanaan (1. Mo. 32). Zuerst stellt sich Gott selbst dem Manipulator entgegen, zeigt diesem, dass es "so nicht weiter geht, wenn du nach meinen Massstäben leben willst". Gott ist Feind der Lüge. Jakob muss gegen den Engel kämpfen. Gegen einen Engel! In aussichtsloser Situation besinnt sich Jakob ganz auf Gottes Hilfe, nicht auf seine eigene Kraft und List. Vor ihm kommt ihm Esau entgegen mit 400 bewaffneten Knechten, hinter ihm ist die Rückkehr zu Laban verschlossen und mit ihm kämpft ein göttliches Wesen! Da wurde aus Jakob "dem Betrüger" der "Israel", der Kämpfer und Fürst Gottes.
1. Mo. 32, 26: seine Zuflucht: der verheissene Segen Gottes. Vers 28: der neue Name, die neue Identität. Verse 32 und 25: das Gezeichnetsein im Zerbruch der eigenen Kraft!
Nun war der schwere Weg, Esau zu begegnen, möglich. Esau, dem betrogenen Bruder. Dem manipulierten Bruder. Verletzungen werden nicht durch verfliessende Zeit geheilt. Alte Wunden brechen wieder neu auf, nach Jahrzehnten, wenn Namen wieder aus der Vergessenheit auftauchen...doch Gott berührt Esaus Herz. Die (manipulativ vorausgesandten) Geschenke Jakobs an Esau bewirken nicht die Versöhnung. Sondern die neue Situation eines von Manipulation gereinigten und bussfertigen Herzens.
Ähnlich wird Gott uns unsere Manipulation finden lassen. Erkennen, bekennen, verzichten auf weitere Aktionen der Manipulation - das wird auch unsere Lebenserfahrung werden nach dem Schreien zu Gott wie Jakob: "Ich lasse dich nicht, du segnest (auch "änderst") mich denn!"
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Fragen
1. Welchen Typ von Manipulator erkenne ich in mir?
2. Suche Lebenssituationen, die im Nachhinein als "Vorteile durch Manipulation" erkennbar sind.
3. Wo warst du Täter, wo Opfer?
4. Bekenne deine erkannte Schuld einem Seelsorger / einer Seelsorgerin und lasse für dich um Befreiung von Manipulation beten.