Glaube, Hoffnung, Liebe - diese drei Grundbegriffe des Christentums fasst der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther Kapitel 13, Vers 13 zusammen. Zum Begriff "Glaube" fügt er eine weitere Urtextperle hinzu. Es ist ELPIS, das griechische Wort für "Hoffnung". Was ist Hoffnung? Ist sie nicht eine Erwartung von irgendetwas, das man sich wünscht?
Auf welche Erwartung richtet sich die in der Bibel genannte Hoffnung? Auf einiges. Zum Beispiel auf die Errettung, das Heil. Und dies besonders im Hinblick auf die gesamtheitliche Erlösung - nicht nur von Geist und Seele, sondern auch des Körpers. Die ganze Schöpfung sehnt sich danach, nicht nur gläubige Christen! Diese atemraubende Wahrheit stelle man sich vor: alle Wesen, Menschen, Tiere, Pflanzen, Minerale und was sont noch zur Schöpfung gehört, hofft von dieser Vergänglichkeit erlöst zu werden (Römerbrief Kapitel 8, Verse 22 - 25). Der Text betont auch, dass man Erhofftes nicht sehen kann, weil sonst Hoffnung keine Hoffnung mehr wäre - eine eher seltsame Aussage, die aber sogleich präzisiert wird: die unsichtbare Hoffnung wird nur durch Geduld sichtbar.
Die ganze Schöpfung braucht Geduld im Leiden ihres Missbrauchs und in ihrer Vergänglichkeit. Aber sie will und wird das hoffnungsvolle Ziel erreichen: die Herrlichkeit mit den Kinder Gottes zu teilen. Dies gilt für jede biblisch "verankerte" Hoffnung, also eine Hoffnung, die auf ein Versprechen in der Bibel zurückzuführen ist. Eine andere, in unserem Alltag gebräuchliche Hoffnung ist die aus dem Sprichwort: "Die Hoffnung stirbt zuletzt". Hoffnung in Versprechen oder Wünsche zu investieren, die nicht "biblisch verankert" sind, können "sterben". Die Hoffnung als Gottes Gabe an uns kann auch "sterben" - aufersteht aber wieder zu Gottes Zeitpunkt!
Es gibt jedoch noch einen stärkeren Gedanken. Hoffnung kann mehr als erwartungsvolles Wünschen sein. Zur Erklärung schauen wir in den griechischen Urtext des Neuen Testamentes. Dort heisst Hoffnung ELPIS. Im frühen Griechisch wurde es wie "V-ELPIS" ausgesprochen. Das vorgesetze "V" verschwand mit der Zeit. Jedoch blieb damit eine Spur der ursprünglichen Bedeutung von "Hoffnung": Wir finden das verschwundene "V" wieder im französischen Wort "vouloir" oder im englischen "to want". Und somit natürlich auch in unserem deutschen Wort "wollen"!
Hoffnung zu haben, ist also nicht etwas Verschwommenes, nicht klar Benennbares und nur zu Wünschendes, sondern drückt das aus, was man WILL ! Somit bekommt der biblische ursprüngliche Ausdruck "Hoffnung" einen viel stärkeren Sinn als den, den wir im Alltag einsetzen.
Ein Tipp: Warum sollten wir nicht auch in unserer alltäglichen Sprache dem "hoffen" etwas mehr Inhalt geben und uns klarer ausdrücken mit dem, was wir wirklich wollen, wirklich erwarten?
Nicht: "ich hoffe, dass du kommst" sondern: "ich wünsche, ja ich WILL eigentlich, dass du kommst!"