Gerechtigkeit - welcher Mensch will sie nicht? Unzählige leiden unter Ungerechtigkeit. Im Grossen und im Kleinen. Oft können wir Gerechtigkeit erst am Gegenteil, der Ungerechtigkeit, definieren. Das zeigt sich in der Gesetzgebung aller Institutionen, im Staat und seinen Einrichtungen und natürlich besonders im persönlichen Bereich.
So ist es auch bei der göttlichen Gerechtigkeit, der DIKAIOSYNE, dem dafür entsprechenden griechischen Wort im Neuen Testament. Die DIKAIOSYNE Gottes, seine Gerechtigkeit, kann nur durch den Glauben erfasst und verstanden werden. Paulus macht dies am Anfang seines Briefes an die Römer klar: "Denn die Gerechtigkeit Gottes ist aus Glauben und im Glauben enthüllt (1,17)". Paulus betont dazu, dass Gerechtigkeit vom Menschen abhängt, der "gerecht" genannt wird, weil dieser "seines Glaubens" lebt. DIKAIOSYNE ist ein Zustand, der dem unsichtbaren Gott als Schöpfer der Natur mit Dankbarkeit die Ehre gibt. Ein Mensch dagegen, der dies nicht tut, wird als "ungerecht" bezeichnet. Die DIKAIOSYNE-Gerechtigkeit ist mehr eine Beziehung mit Gott als eine Gerechtigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen. Und dennoch zeigt gerade eine gute Beziehung zu Gott das Verhalten zum Mitmenschen auf. Dies beweist die sprachliche Verwandtschaft von DIKAIOSYNE. Sie leitet sich von den Worten DEIKNYMI und DIKE ab. DEIKNYMI heisst "zeigen, etwas beweisen, vor Augen führen". DIKE ist ein aus der alten Sprache Sanskrit kommender Begriff "DIS" und bedeutet "aus dem Himmelsbereich kommende Art und Weise, Regel, Gerechtigkeit in der Justiz". Die griechische Mythologie gab der Göttin der gerechten Rache den Namen "DIKE"! Verbinden sich mit dieser Spur nicht Himmel und Erde?
Der "DIKAIOS", der in der Bibel genannte "Gerechte", der laut Römerbrief 1,17 "seines Glaubens gemäss lebt", versucht Gott auch damit zu ehren, dass er sich möglichst nicht ungerecht verhält. Das ist und bleibt eine tägliche Herausforderung an uns alle, die sich "gläubig" nennen. Unsere Mitmenschen können die Echtheit unseres Glaubens nur an unserem Verhalten im Reden und Handeln erkennen. Der Glaube an Jesus verändert uns nach und nach. Paulus schreibt den Korinthern in seinem ersten Brief (1,30), dass Jesus ihnen "zur Gerechtigkeit wird". Im zweiten Brief an sie (5,21) erklärt er, dass sie selbst in der künftigen Vollendung "zur Gerechtigkeit verwandelt" werden. Er gibt ihnen damit eine grosse Verheißung mitten in einer allgegenwärtig ungerechten Welt! Selbstverständlich gilt dies auch für uns. Heute noch. Der Apostel Petrus blickt in seinem zweiten Brief (3,13) ebenso weit in die Zukunft:
"Wir aber warten auf neue Himmel und (eine) neue Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnt".