Der Mime ist ein Künstler, der mit Bewegungen spricht. Er erzählt Geschichten - meistens ohne Worte. Er fasziniert seine Zuschauer, indem er ihre Fantasie anregt und sie zum Erkennen des Dargestellten reizt. Will er sie zudem zum Lachen bringen, ähnelt er sehr dem Clown.
(In der Schweiz ist der Künstler Jakob Dimitri wohl der bekannteste Pantomime).
Mimen - nachahmen. Aber wen?
Im Neuen Testament kommt der Begriff MIME sechsmal als Hauptwort vor (MIMÄTÄS) und noch fünfmal als Verb (MIMEOMAI). Auch hier ist das griechische Wort wieder einmal mehr der Ursprung zu unserem deutschen Fremdwort. Als ich in meinen Bibellesungen die Begriffe "nachahmen" und "Nachahmer sein" einmal bewusster als üblich wahrnahm, fiel mir auf, dass ich vom Apostel Paulus aufgefordert werde, sein Nachahmer zu werden - so wie er Christi Nachahmer sei (1.Korinther 11,1 und 4,16).
SEIN Nachahmer? Besonders als junger Christ hörte ich oft, ich soll JESUS nachahmen. Im O-Ton hieß das: "So sein wie Jesus...". Das versuchte ich auch - mit allem und in allem, was er in den Evangelien tat. Aber natürlich klappte das nicht so, wie ich es mir wünschte. Trotzdem waren diese Versuche ziemlich spannend.
Nachfolgen oder nachahmen?
Dieser Frage ging ich nun nach. Und fand einen wesentlichen Unterschied in den beiden Worten. Sehr erstaunt war ich, dass ich das "Nachahmen von Jesus" gar nicht fand! Es steht kein einziges Mal in den Evangelien. Ganz anders dagegen verhält es sich mit der Aufforderung des "Nachfolgens von Jesus".
Diese wird oft genannt. Nun packte mich der Forschertrieb!
"Folget mir nach...und ich werde euch zu Menschenfischern machen" (Matthäus 4,19-20)! Dieser Ruf von Jesus ist nicht nur die erste Berufung, sondern auch die erste Nennung des Begriffs "nachfolgen" mit dem griechischen Verb AKOLUTHEO. Danach kommt dieser Ausdruck Dutzende von Malen vor - in allen Evangelien, in der Apostelgeschichte und in der Offenbarung.
Die Apostel dagegen gebrauchen diese Aufforderung in ihren Briefen nicht. Sie bevorzugen MIMEOMAI und MIMÄTÄS (nachahmen, Nachahmer).
Die Nachfolge.
Der griechische Ausdruck AKOLUTHEO (nachfolgen) stammt von dem Wort KELEUTHOS ab. Es bedeutet die Strasse, der Weg. Jesus betonte in seinen Berufungen, den Weg hinter ihm her zu gehen, einfach einmal die "richtige Richtung" einzuschlagen.
Er rief: "Folget mir nach!" Er wusste sehr wohl, dass mit einer Nachfolge die METANOIA, eine Umsinnung, eine Umkehr in ein neues Leben mit Lernprozessen stattfinden würde; zuerst durch ihn, dann später - nach Pfingsten - durch die Apostel.
Durch die Nachfolge fand der Anfang der Nachahmung bei den Jüngern statt. Es ist wie der Prozess, den Kinder in der Lebensschule durchgehen: Zuerst müssen sie den Eltern "folgen", dann ahmen sie die Eltern nach.
Die Nachahmung.
Gehen wir zurück zu den auffälligen Aussagen vom Apostel Paulus an die Korinther (1.Korintherbrief 4,6 und besonders 11,1):
"Seid meine Nachahmer, gleichwie ich von Christus". Es muss einen Grund gehabt haben, Christus NICHT an erster Stelle genannt zu haben...ich versuche eine Antwort zu finden, indem ich die anderen Nennungen von MIMÄTÄS und MIMEOMAI zu Rate ziehe, zum Beispiel 2. Thessalonikerbrief Kapitel 3, Verse 7 und 9. Dort verweist Paulus auf sich und seine Mitarbeiter in Bezug auf den Lebensunterhalt. Einige christliche Thessaloniker waren offenbar zu faul zum Arbeiten. Der Apostel stellte sich als menschliches Vorbild der verantwortungsvollen Selbstversorgung dar. So konnten die Arbeitsscheuen Jesus nicht als falsche Ausrede nehmen, "der ja auch nicht arbeiten musste als Diener Gottes (Vergleiche mit Lukas 8,1-3)".
Als sich gläubig nennende Nachfolger von Jesus mussten sie also auch Nachahmer (MIMÄTÄS) des Apostels werden, um den richtigen Weg zu gehen (AKOLUTHEO).
Wir können im Thessaloniker Brief noch andere Hinweise zum Thema "Nachahmer" finden (Kapitel 1,6 und 2,14).
Glauben nachahmen.
Den Hebräerbrief Kapitel 13, Vers 7 möchte ich abschließend frei zitieren: "Erinnert euch an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben. Schaut euch gut an, wie sie jeweils in ihrem Wandel eine Lösung (einen Ausgang) aus den Problemen, fanden. Darin ahmt ihren Glauben nach!"
Unser Glaube ruht auf dem Erlösungswerk von Jesus Christus. Es gibt viele Persönlichkeiten in der Bibel, die uns zu Vorbildern in ihren Glaubens-Herausforderumgen wurden. Dazu lese man besonders das 11.Kapitel des Hebräerbriefs...
Aber der stärkste Anreiz, um im Glauben zu wachsen, sind meiner Meinung nach Menschen, deren Glauben wir mit unserem Leben vergleichen und nachahmen können.