Urtextperle MACHAIRA - Schwert, Schlachtmesser

Das Thema Schwert im Neuen Testament verwirrt viele Leser. Und das zu Recht. Vergleichen wir folgende Texte:

  • "Wähnet nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen Frieden zu bringen, sondern das Schwert (Matthäus 10,34)".
  • "...aber jetzt, wer eine Börse hat, der nehme sie und gleicherweise eine Tasche, und wer keine hat, verkaufe sein Kleid  und kaufe ein Schwert....sie aber sprachen: "Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter". Er aber sprach zu ihnen: "Es ist genug" (Lukas 22,36-38).

Diese zwei Zitate von Jesus Christus in den Evangelien sind hier bewusst aus dem Textzusammenhang gerissen. Sie dürfen verwirren. Denn sie sollen zum Weiterlesen reizen.

Wird nicht Jesus als Friedensbringer anstatt als Schwertträger gesehen? Sagt er nicht: "Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch" (Johannes 14,27). Und wie oft sagt er "Friede sei mit euch" (Lukas 24,36 Johannes 20,19 und 21,26)? Schon bei seiner Geburt tönte es aus den Himmeln: "Friede auf Erden" (Lukas 2,14). (Während Jesus in Israel lebte, gab es dort keine Kriege oder größere Schlachten).

Schwert und Schlachtmesser.

Dennoch erlebten viele seiner Nachfolger den 'Friedefürst' als Schwertbringer. Sie erlitten Zwietracht, Scheidung und Verfolgung. Ihr Glaube an ihn brachte das Schwert über sie - psychisch als Ausgestossene und physisch als Märtyrer. Sie spürten die MACHAIRA, das Schwert, äusserlich als schreckliche Waffe ihrer Feinde und verloren ihr Leben. Bei ihrer Hinrichtung könnten sie aber innerlich die MACHAIRA ganz anders erlebt haben: Nämlich nicht als ein Schwert, das nur tötet, sondern als ein Schlachtmesser, das zwar tötet, aber dabei neues Leben schafft.

Denn die Wortverwandtschaft von MACHAIRA weist nicht nur auf das griechische Wort MACHÄ (Streit, Zwist und Schlacht) hin, sondern auch auf den MAGEIROS, den Metzger, Priester und Koch. Die MAGEIROI schlachteten auserwählte Tiere, zerlegten sie und bereiteten sie zu. Das Fleisch kam einerseits auf den Fleischmarkt zum Verkauf an das Volk und andererseits in die Tempel, um mit Opfer-Zeremonien die Gunst der Götter zu erlangen.

Schwert und Kampf.

Andere nahmen das Schwert MACHAIRA als Kriegs-Waffe zur Hand. Auch sie dachten, den Worten von Jesus zu folgen. Sie erkämpften Siege und erlitten Niederlagen. Aber noch nie errang das Schwert einen wirklichen, dauerhaften Frieden. Selbst der grosse Reformator Zwingli versuchte mit dem Schwert zu siegen. Vergeblich. Er kam dabei um. Keiner kann letzten Endes dem anderen Rat von Jesus ausweichen: "Steck dein Schwert wieder an seinen Ort; denn alle, die das Schwert nehmen, werden durch das Schwert umkommen" (Matthäus 26,52).

Jakobus warnt in seinem Brief (Kapitel 4,1-3) vor Streitigkeiten und dem Kriegen (MACHOMAI) untereinander, ähnlich wie es Paulus den Ephesern rät (Epheserbrief 6,10-18). Dort, in dem bekannten Text zur geistlichen Waffenrüstung (siehe auch mein Artikel Geisterkampf - die geistliche Waffenrüstung) findet das Schwert des Geistes (MACHEIRAN TOU PNEUMATOS) seine 'rechte Anwendung' zur Abwehr bei Angriffen aus der Geisterwelt.

Das zweischneidige Schwert.

Im Hebräer Brief Kapitel 4,12 wird das Wort Gottes ebenso mit einem Schwert verglichen - mit einem besonderen Schwert. Dieses MAGAIRA ist zweischneidig und schärfer als alle anderen bekannten Schwerter, durchdringend bis in die Tiefen des Körpers, der Seele und des Geistes. Es beurteilt Gedanken und Gefühle, alle Regungen des Herzens und teilt ihnen ihren Wert und Platz im Menschen zu.

Vielleicht hatte Jesus auch schon bei seinen Worten im Matthäus 10, 34-39 an dieses besondere zweischneidige Schwert gedacht? 

JoomShaper