'Der viel sammelte, hatte nicht Überfluss und der wenig sammelte, hatte nicht Mangel'. Es geht um das Manna, das Israel während der fast 40jährigen Wanderung durch die Wüste täglich von Gott empfing. Es war eines der vielen Wunder, die das Volk erlebte. Manche denken, dass sich Jesus im Vaterunser darauf bezog. Lehrte er nicht seine Jünger beten: "Unser täglich Brot gib uns heute..."? Unser heutiges 'Manna' hat sich unseren heutigen Kulturen und Essverhalten angeglichen. Angeglichen, aber nicht ausgeglichen. Das Thema 'Überfluss und Mangel' wird von Tag zu Tag aktueller. Verschwendung, durch Überfluss (Foodwaste) und Misswirtschaft einerseits und Mangel bis zu Hungersnöten in Katastrophen und Kriegsgebieten andererseits.
Viele Menschen bewegt dieser Zustand und sie versuchen zu helfen, sie wünschen sich mehr Gleichheit bei der Nutzung der vorhandenen Ernährungs-Resourcen und versuchen einen Ausgleich zu finden. Als Paulus im 2. Korintherbrief Kapitel 8, 12-15 das Thema aufgreift, zitiert er den oben erwähnten biblischen Manna - Text aus dem 2.Buch Mose Kapitel 16, 14-18.
Gott gab allen soviel zu essen, dass keiner Überfluss oder Mangel hatte. Paulus wählt das griechische Wort ISOTÄS (Gleichheit, Ausgleich) aus, um wohlhabende Korinther zu Spenden für ärmere Gemeinden zu ermutigen. Und dies wäre ganz im Sinne von Jesus: 'Er war reich und wurde arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet' (2.Korinther 8,9).
ISOS.
Der Begriff ISOTÄS leitet sich von dem Grundwort ISOS ab, das im Neuen Testament siebenmal vorkommt. Es bedeutet hauptsächlich 'gleich, gleich-sein', im Gegensatz zu 'ähnlich' (HOMOIOS). Die grosse Christus Doxologie (Lobpreisung) des Philipperbriefs Kapitel 2 ,Verse 5-11 betont die Gleichheit von Jesus mit Gott ( ISA THEO) und die Ähnlichkeit mit den Menschen (HOMOIO-MA). Dies ist eine massgebliche Aussage für viele Gläubige. Aber aufgepasst: Leider halten sich nicht alle Bibelübersetzungen an die genaue Wortwahl.
Gerechtigkeit und Ausgleich.
Besonders in der Arbeitswelt und in Lohnabhängigkeiten gewinnt die ISOTÄS an Bedeutung. Bereits in der Antike hatte gerechter Lohn und Lohnausgleich eine zentrale Betonung. Die Arbeitgeber und die Arbeiter standen sich schon damals gegenüber. Im krassesten Fall als Herren und Sklaven. Paulus musste die Kolosser an gerechtes und ausgleichendes Verhalten erinnern (Kolosserbrief 4,1).ISOTIMOS.
Manchmal wird die Gleichheit mit einem anderen Wort zusammen gebildet. Petrus schreibt seinen Lesern am Anfang seines 2.Briefes: "Ihr habt den gleichen wertvollen Glauben wie wir Apostel bekommen" und gebraucht dafür den Ausdruck ISO-TIMOS.
Ist es nicht sehr ermutigend, dass es im Glauben keinen Unterschied zwischen den 'grossen' Vorbildern und uns heute gibt?