Brot als allgemeine Speise.
Brot, das Thema füllt Bände. Ich versuche, mich auf das Gebiet des Nicht-Allgemeinen zu beschränken. Auch habe ich nicht vor, auf die Brotarten oder die verschiedensten Zubereitungsarten einzugehen.
Aber gerne zitiere ich als Eingang meiner Studie auszugsweise Abschnitte aus dem 'Lexikon zur Bibel' von Fritz Rienecker, Brockhaus Verlag und von Adolf Hellers '200 biblische Symbole', Paulus-Verlag. Sie sollen das allgemein Wichtige zum Thema 'Brot in der Bibel' abdecken.
Zitat Lexikon zur Bibel:'...wie im Psalm 104,14-15 von dem Brot als Stärkungsmittel des Menschen die Rede ist, so kann der HERR im übertragenen Sinne sich selbst als das Brot Gottes bezeichnen, das vom Himmel kommt, oder als 'das Brot des Lebens' (Johannes 3,33/35/41/ 50/58)....Dazu gilt 'Brotessen' als ein Zeichen der Tischgemeinschaft im Reiche Gottes (Lukas 14,15)....in der Kombination mit Wein ist Brot ein Hinweis auf ein reichliches Freudenmahl (1.Mose 14,18) und in der Kombination mit Wasser auf die gerade noch auskömmliche Nahrung (Sprüche 25,21 und Hesekiel 12,18). Am Bilde des 'Brot-Gewährens, Austeilens' wird auch die unbegrenzte und weitreichende Hilfsbereitschaft gezeigt, auf der eine Verheissung liegt (Jesaja 58,7 ff und Prediger 11,1). Aber schon das AT, so sehr es die Zusage Gottes für die Vorsorge um das leibliche Wohl des Menschen kennt (2.Mose 16,8 / 23,25 und 3.Mose 26,5), weist darauf hin, dass der Mensch nicht von dem materiellen Brot allein leben kann, sondern die geistliche Nahrung seines Gottes braucht (5.Mose 8,3)...
Zitat '200 biblische Symbole': '...Brot ist Kraft -und Lebensmitteilung...Jesus wurde zu Bethlehem geboren, auf deutsch in 'Brothausen'. Wie tief und gewaltig ist doch die Symbolik der Heiligen Schriften! Nicht nur der Herr Jesus wird als 'Brot' bezeichnet (Johannes 6,48), sondern auch die, die als sein Leib, als seine Fülle gliedmässig mit ihm verbunden sind (1.Korinther 10,17). Brot ist ein Bild unserer Glaubensnahrung (5.Mose 8,3). Wie vielen ergeht es geistlicherweise nach Psalm 102,4? Dort steht, in der Elberfelder Übersetzung: 'Wie Kraut ist versengt und verdorrt mein Herz, denn ich habe vergessen mein Brot zu essen'. Warum? Weil sie nicht dem Ruf der Weisheit folgten: 'Kommt, esst von meinem Brot und trinket von meinem Wein (Sprüche 9,5)!' Ende Zitat.
Welches Brot ist im 'Vaterunser' Gebet gemeint?
'...unser täglich Brot gib uns heute...' Ich nehme an, dass die meisten Beter dabei die tägliche Nahrung im Sinne haben. Mir ging es ebenso, jahrelang. Aber wenn wir genau hinschauen, was der Herr Jesus in diesem Gebet sonst noch lehrt, sehen wir zusätzlich etwas anderes. Das Gebet handelt von Anfang an von himmlischen Zusammenhängen - auf die Erde übertragen. Selbst der mittlere Teil mit: 'Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben...' ist ein geistlicher Akt. Wie sollte die Brotbitte aus diesem Rahmen fallen? Ich denke, dass Jesus in erster Linie das Brot für den inneren Menschen meint. Obenstehend lasen wir als Zitat im Bibellexikon aus 5.Mose 8,3: 'Der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von allem, was aus dem Munde des Herrn geht'. In der Versuchungsgeschichte knüpft Jesus an dieses Wort an und wirft es dem Durcheinanderwerfer, dem Satan, entgegen (siehe Matthäus und Lukas 4,4). Gut, könnte man erwidern, aber es steht doch auch, dass er Hunger hatte nach den 40 Fastentagen? Ja, hatte er. Aber vielleicht ernährte er sich trotz äusserem Hunger durch das innere Wort Gottes und konnte es somit im rechten Moment aussprechen?
Was heisst 'täglich'?
Im griechischen Grundtext heisst das Wort 'täglich' EPIOUSIOS. Es kommt nur in den beiden Vaterunser-Versionen vor (Matthäus 6,11 und Lukas 11,3). Die Übersetzer und Ausleger sind sich seit fast 2000 Jahren uneinig darüber. Der Kirchenvater Hieronymus übersetzte es mit 'übernatürlich'. Meiner Meinung nach traf er die Bedeutung gut. Wenn wir EPIOUSIOS direkt übersetzen, könnte man 'aufseiend' oder 'herankommend' sagen. Bei 'herankommend' wäre das Brot für heute und den morgigen Tag gemeint. Bei 'aufseiend' wäre mehr das auf dem normalen Brot obenauf liegende Brot zu sehen, eben das 'über dem natürlichen' Brot liegende übernatürliche Brot.
Was heisst 'heute'?
'Unser täglich Brot gib uns heute'.
Das verwendete griechische Wort für 'heute' heisst SEMERON. Es kommt von HEMERA, der Tag, her. Gott bestimmt im Hebräerbrief 4,7 ein 'Heute', einen 'gewissen Tag'. Tage sind in den heiligen Schriften mehr als Tage im gewöhnlichen Sinn. Im Psalm 19,2 zum Beispiel berichtet ein Tag dem anderen über die Herrlichkeit Gottes. Oder welchen besonderen Tag meinte Jesus im Johannes 8,56, als er sagt:' Abraham frohlockte, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich'?
F.H. Baader, der sehr direkt aus dem hebräischen Grundtext übersetzt, bezeichnet die Chronikbücher der Bibel als 'Worte der Tage', eine eher ungewöhnliche Benennung. Ein 'Heute' geschieht immer an einem speziellen Tag, darum heisst es wohl im 2.Korinther 6,2 'Jetzt ist der Tag des Heils'.
Keine direkte Wortverwandschaft mit SEMERON (heute), aber eine 'anklingende' ('synästhetische') Ähnlichkeit hört man beim Wort SEMEION, das 'Zeichen' (Matthäus 16,3 - die Zeichen der Zeit, der Fristen). Ein Heute kommt auch zeichenhaft. Welches geistliche Brot brauchen wir HEUTE? Welche Bedeutung wird uns dabei klar? Nach dem Willen Gottes fragen viele Gläubige direkt und indirekt. Denken sie bei der Frage auch an das, was sie täglich an geistlicher Speise zu sich nehmen? Und was sie, nach dem Essen dieser Speise, verdauen und praktisch einsetzen können?
Was heisst 'Brot' im Grundtext?
Brot auf griechisch heisst ARTOS (siehe Lukas 4,4 u.v.a.). Es kommt aus einer grossen Wortfamilie und ist sicher mit einigen, ähnlich lautenden Worten verwandt wie:
- ARTYOO (siehe Matthäus 9,50 / Lukas 14,34 / Kolosser 4,6), auf deutsch 'zurüsten, würzen'. Fast die gleiche Bedeutung hat ARTIZO (fertigmachen, vollständigmachen, zurüsten), siehe weiter untenstehend.
- AROMA (Johannes 19,40 / Markus 16,1 / Lukas 23,56 und 24,1), auf deutsch 'Gewürz'. Dieses Wort kommt von ARO 'zusammenfügen' (nicht im NT aufgeführt).
- AIRO (Apostelschichte 20,9) auf deutsch 'heben' und 'emporziehen' (Matthäus 17,27).
Kann man ARTOS-Brot nicht nur im natürlichen, sondern auch im geistlichen Bereich als zugerüstete, gewürzte, aromatische, erhobene Speise sehen?
ARTOS-Brot und der ARTIOS-Mensch.
Das nur einmal vorkommende Wort ARTIOS (2.Timotheus 3,17), das Luther und Elberfelder mit 'vollkommen' übersetzen, hat einen ganz besonderen Bezug zur Wortverwandtschaft mit 'Brot'. Das Konkordante NT übersetzt ARTIOS mit 'zubereitet' und F.H. Baader mit 'passend'. Das Schirlitz Griechisch-deutsche Wörterbuch sagt 'angemessen' wie Benselers Wörterbuch es auch nennt, neben 'passend, gefüge, treffend, entsprechend, klug, artig'. Unser 'artig sein' könnte auch dorther kommen! Man merkt - es sind alles Übersetzungen, die sich zwar bemühen, gut zu übersetzen, aber dennoch nicht auf den Urstamm 'Brot' hinweisen. F. Rienecker erklärt ARTIOS in seinem 'Sprachlichen Schlüssel' mit 'von rechter Beschaffenheit sein - so wie der Mensch seiner Naturanlage nach sein soll...'. Diese Aussage bezweifle ich. Der ganze Textzusammenhang von 1.Timotheus 3,16 - 17 weist gerade aufs Gegenteil hin, denn es geht hier um das Werden des MENSCHEN GOTTES. Soll dieser nicht durch Lehre, Überführung, Wieder(hinauf)herstellung und Erziehung schmackhaft passend zusammengesetzt werden wie Brot? Zumal Jesus das lebendige Brot (HO ARTOS HO ZOON, Johannes 6,51) ist, ebenso wie wir Gläubige in ihm (1.Korinther 10,17)?
Weitere Wortverbindungen zu ARTOS-Brot.
Der Vollständigkeit zuliebe und um das breite Umfeld zu 'Brot' aufzuzeigen, nennen wir anschliessend eine umfassende Wortliste:
- ARTIZO kommt im NT in sechs verschiedenen Komposita (= Zusammensetzungen) vor. Es sind:
- APARTISMOS: In Lukas 14,28 mit 'Ausführung' übersetzt (Elberfelder).
- EXARTIZO: In Apostelgeschichte 21,5 meint das Wort 'ausrüsten, passend ausstatten' für einen Zeitabschnitt und in 2.Timotheus 3,17 für eine Person.
- KATARTIZO: Meist mit 'einrichten, zurechtlegen, in Ordnung bringen, ausbessern' übersetzt. Ursprüngliche Bedeutung: 'ein Glied wieder einrenken'. Vorkommnisse in Matthäus 4,21 / Markus 1,19 / 1.Thessalonicher 3,10. Oder mit 'zubereitet, geschult' verstanden, wie im Lukas 6,40. Das Wort kommt oft vor.
- KATARTISIS: Mit 'Vervollkommnung' übersetzt es die Elberfelder in 2.Korinther 13,9 und das Konkordante NT 'Zurechtkommen'.
- KATARTISMOS: In Epheser 4,12 benutzt die Elberfelder 'Vollendung' und 'Anpassung' das Konkordante NT.
- PROKATARTIZO: Es heisst 'im Voraus bereit machen'. 'Zurechtlegen' sagt das Konkordante NT in 2.Korinther 9,5 und 'zubereiten' die Elberfelder. Die Liste ist noch nicht fertig. Der Leser, der noch nicht ermüdet ist, kann sich noch in eine weitere Wortgruppe hineinlesen. Denn mögliche Wortverwandtschaften wären zudem:
- ARTI (es heisst 'bis', viele Vorkommnisse),
- ARTEMON (es heisst 'Bramsegel' oder 'Vordersegel' in Apostelgeschichte 27,40).
- ARESKO (es heisst 'gefallen, wohlgefällig' in Apostelgeschichte 6,5).
- ARITHMOS/ARITHMEO (heisst in Lukas 22,3 'Zahl' und in Matthäus 10,30 'zählen'). Alle diese Worte - wir wiederholen es - haben eine mehr oder weniger enge Beziehung zu unserem Studienwort ARTOS-Brot! Weitere Wortver-wandschaften und Bedeutungserweiterungen sehen wir in den Begriffen:
- ARMA (es heisst 'Wagen' in Apostelgeschichte 8,28 und 'Streitwagen' in Offenbarung 9,9).
- ARMOZOMAI (es heisst 'zusammenfügen' in 2.Korinther 11,2).
- ARMOS (es heisst 'Gelenk' in Hebräer 4,12).
- SYNARMOLOGEO (es heisst 'genau zusammenfügen, aus den einzelnen Teilen zusammengefügt' in Epheser 2,21 und 4,16).
Um das 'Brot-Wort' reihen sich viele Begriffe. Es ist wie ein Mysterium (Geheimnis). Es bräuchte viel Zeit und Gebet für Weisheit (siehe Jakobus 1,5), um tief in die Zusammenhänge hineinzukommen.
Aber erstaunlich ist dies eigentlich nicht, denn der tiefste Zusammenhang weist stets auf 'das lebendige Brot' - auf Jesus Christus - hin, der uns von Gott zur Weisheit wurde (2.Korinther 1,30).
Brot im Himmel.
Im Psalm 78,24-25 spricht von 'Himmelsgetreide' und 'Brot der Starken' (Luther sagt 'Himmelsbrot und Engelbrot'). Wird in den Himmeln Getreide angebaut? Offenbar ja. Dieser Gedanke öffnet Welten an 'fantastischen Vorstellungen'...aber Glaubensmenschen, die die Bibel soweit wie möglich wörtlich auslegen, ist vieles plötzlich 'fantastisch' und bereitet Freude für die Zukunft, in der man vom Glauben zum Schauen kommen wird.
Eines scheint klar zu sein, das Manna war mit 'Himmelsgetreide' gemeint. Das 2.Buch Moses/Exodus, 16.Kapitel, erzählt uns die Manna-Geschichte. Vieles wird uns dort berichtet, von der Herkunft über das Aussehen, Verarbeitung, Geschmack und den Verbrauchsregeln dieser Engelsgabe. Natürlich bleiben auch Geheimnisse um das Manna bestehen. Daher gibt es die Aussage in Offenbarung 2,17:'...Dem, der überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben...'. Der Herr Jesus lehrt über die Beziehung Manna-Brot und Er selbst als Brot, Johannes-Evangelium 6,48-51. Die himmlische Herkunft ist diesselbe. Und doch kann der Unterschied nicht grösser sein: das Manna, das auf die Erde fiel, konnte kein äonisches ('ewiges') Leben geben, Jesus schon! Das 'verborgene Manna' ist eine geheimnisvolle Speise, die der Herr verheisst und ein 'Siegender-Überwinder' geschenkt erhält.
Essen Engel?
Alle Geschöpfe müssen erhalten werden, müssen sich erhalten durch die Nahrung, die Gott für sie bereitet und gibt, siehe Psalm 145,15-16.
Also auch Engel. Jedoch stellen sich nur wenige diese Frage. Engel haben in den Augen vieler Gläubige eine Art 'Supermann-Stellung'!
Selbstverständlich sind sie 'die Starken, Ps.78,25' aber es steht auch: '...seinen Engeln legt Er Irrtum (oder: Torheit) zur Last', Hiob 4,18.
Engel sind Geschöpfe und können nicht, wie Gott, aus sich selbst leben. Ein Geschöpf hat einen Anfang und kann somit auch ein Ende haben. Wenn Gott 'alles in allen sein wird', (1.Korinther 15,28) dann werden wir darüber auch alles verstanden haben.
Zurück zur Engelsspeise. Vielleicht sind viele Engel genährt durch die Nähe zum allnährenden Schöpfer. Sind andere 'Photophagen', das heisst 'Lichtesser'? Wiederum andere Engel ernähren sich mit Manna. In der Tier -und Pflanzenwelt haben wir auch diese Vielfalt. Einige Pflanzen 'essen' ja auch Licht, vereinfacht gesagt. Wieviele verschiedene Organismen gibt es, die sich von Licht nähren können? Zur Zeit gibt es in dieser Richtung sogar Humanversuche, konnte man kürzlich in der Presse lesen. Moses ernährte sich 80 Tage (2.Mose 24,18 und 35,28) lang von der Gegenwart Gottes auf dem Berg Sinai. Er ass nicht und trank nicht.
Jedoch leuchtete er als Lichtsgestalt als er wieder unters Volk kam. Er reflektierte Gottes Licht, das ihm offenbar genügte, um physich zu überleben! Elia ass kein Licht, sondern wandelte mit Speise und Trank eines Engels 40 Tage und Nächte - also auch ohne Schlaf - bis zum Berg Gottes. Engelspeise für ihren geistlichen Körper ist also kompatibel mit unserer Speise für unseren irdischen Körper, ein interessanter Gedanke. Jedenfalls übertrifft Engelbrot um ein Vielfaches irdisches Brot an Nahrungskraft.
Der Hinweis zum 'verborgenen Manna' führt uns in das Gebiet der geistlichen Speise für uns Menschen.
Die geistlichen Grundnahrungen.
In Apostelgeschichte 2,42 lesen wir von den vier Dingen, in denen die ersten Christen nach Pfingsten beständig blieben: Apostellehre, Koinonia-Gemeinschaft (Mahlzeiten und Austausch), Brotbrechen (Abendmahl) und Gebete. Das waren - und sind heute noch - eine Art Grundpfeiler zum Wachstum im Glauben. Als die fünf geistlichen Grundnahrungen könnten folgende gelten:
1) In Gottes Gegenwart sich aufhalten (wie Mose auf dem Berg).
2) Im Licht wandeln, das heisst auch, dass man im Wandel Licht aufnimmt (wie es der 1.Johannesbrief 1,7 beschreibt, zusammen mit Johannes Evangelium 1,4 und 8,12).
3) Das Wort Gottes 'verspeisen' (wie Jeremia 15,16 und Lukas 4,4).
4) Das Mahl des Herrn nehmen (Johannes 6,54).
5) Den Willen Gottes tun (Johannes 4,34).
Diese Art Speise versuche ich mir regelmässig zuzuführen. Am besten so geordnet und in ähnlichen Mengen wie das tägliche Brot. So 'überesse' ich mich nicht und bin auch nicht 'unterernährt'. Jeder kennt seine Essgewohnheiten. Viele wollen sich gesund ernähren.
So sollten wir es auch mit unserem geistlichen 'täglichen Brot' tun.