Geformt oder genormt?

Steine im Tempel Gottes, dem Leib Christi.

Wir werden in biblischer Lehre öfters mit Tempelsteinen verglichen. Jedoch sind diese Tempelsteine nun gottgeformt oder menschengenormt? Hier gehen die Meinungen auseinander.

Eine Lehre, die ich jahrelang hörte und auch selbst lehrte, ist diese: Wenn wir Steine im Tempel Gottes sein wollen, müssen wir dazu bereitet werden. Wir müssen behauen, geschliffen, geglättet werden. Das heisst alles Zurüstende zu erdulden, um ein 'passender Baustein' im Tempel des Heiligen Geistes zu werden. Ecken und Kanten müssen weg. Das geschieht auf der Baustelle Gottes, seiner Lebens -und Gemeindeschule. Dann, schön passend genormt, werden wir ohne allen Lärm und ohne Mühe in den Tempel an die für uns vorgesehene Stelle eingepasst. Die Bibeltexte dazu stehen in 1.Könige 5,31 (oder 5,17) und 1.Könige 6,7: 'Und der König gebot, dass sie grosse und köstliche Steine ausbrächen, gehauene Steine zum Grund des Hauses (Tempel)'. 'Und da das Haus gesetzt ward, waren die Steine zuvor ganz zugerichtet, dass man keinen Hammer noch Beil, noch irgend ein eisernes Werkzeug im Bauen hörte.'

Im Neuen Testament passen 1.Korinther 6,19 und 3,16 dazu: 'Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist...?'. 'Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid...?'. Und natürlich 1.Petrus 2,4+5: '..zu welchem ihr gekommen seid als zu dem lebendigen Stein...und auch ihr euch aufbaut als die lebendigen Steine zum geistlichen Hause und zum heiligen Priestertum...' Diese Texte fügen sich gut zum Thema ein - und wehren sich nicht gegen die obengenannte Auslegung!

Es gibt aber auch andere Texte zur Steinbearbeitung. Zum Beispiel 2.Mose/Exodus 20,25: 'Und so du mir einen steinernen Altar willst machen, so sollst du ihn nicht von gehauenen Steinen bauen, denn wo du mit deinem Messer darüberfährst, so wirst du ihn entweihen.' Oder Josua 8,30+31: 'Da baute Josua dem Herrn...einen Altar...wie Mose geboten hatte...einen Altar von ganzen Steinen, die mit keinem Eisen behauen waren...'.

Nehmen wir diese Texte als Grundlage, dann stehen allerdings auch die obengenannten Stellen wie 1.Korinther 3,16 und 6,19 in einem anderen Verständnis da...

Wie auch immer - es drängt sich die Titelfrage auf:

Sind die Tempelsteine in Gottes Tempel von Ihm geformt oder von Menschen genormt? Eine Zusatzfrage wäre: ob es überhaupt 'funktioniert', einen Tempel ohne behauene Steine zu bauen?

Grundsätzliches zum Tempel Gottes.

Der Haupttempel Gottes ist Jesus Christus, Gottes Lamm. Im Neuen Jerusalem gibt es keinen anderen Tempel als ihn. Johannes beschreibt es uns in Offenbarung 21,22: 'Und ich sah keinen Tempel darin, denn der Herr, der allmächtige Gott ist ihr Tempel und das Lamm.' Aber schon in Gesprächen auf Erden vergleicht sich Jesus mit dem Tempel, wie Johannes in seinem Evangelium berichtet, 2,19-21: 'Jesus antwortete ihnen: brechet diesen Tempel ab und am dritten Tage will ich ihn aufrichten. Da sprachen die Juden: dieser Tempel ist in 46 Jahren erbaut und du willst ihn in 3 Tagen aufbauen? Er aber redete vom Tempel seines Leibes.'

Der zweite 'Haupttempel' im NT sind die Glaubenden. Der Apostel Paulus schreibt den Korinthern in seinem ersten Brief an sie (6,19): 'Wisset ihr nicht, dass ihr ein Tempel des heiligen Geistes seid?' Er erweitert Jesu Aussage auf die Glaubenden. Ein weiterer Tempelvergleich mit uns als gläubige Menschen schreibt er im 1.Korinther 3,16: 'Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

Im AT ist der Haupttempel der von Gott bis ins Detail beschriebene Tempel, die Stiftshütte der Wüstenwanderung. Der salomonische Tempel dagegen ist der Stiftshütten-Aufteilung nur 'nachempfunden' und kein genaues Abbild eines himmlischen Tempels wie das der Stiftshütte selbst. Im 2.Mose/Exodus 25,40 steht: 'Und siehe, dass du es machst nach dem Bilde, das du auf dem Berg gesehen hast'. Der Hebräerbrief 8,5 erinnert daran mit ähnlichen Worten. Das wahrhaftige Heiligtum wurde von Moses genau gesehen und von israelitischen Künstlern wie Oholiab und Bezaleel (Exodus/2.Mose 31,1-11) und anderen Fachkräften bis ins Detail realisiert. Salomo hatte wohl grundsätzliche Pläne von seinem Vater David erhalten (2.Chronik 3,1), liess sie dann aber vom nicht-israelitischen Huram künstlerisch frei erstellen (2.Chronik 4,11). Der salomonische Tempel wurde zerstört, in Esras und Nehemias Zeit wieder erbaut und vom edomitisch-jüdischen König Herodes selbstherrlich erweitert mit architektonischer Schönheit (vergleiche dazu Lukas 21,5). Doch auch dieser Tempel wurde wieder zerstört. Ein Mauerteil des Umgebungsbau steht heute noch, bekannt als 'Klagemauer' in Jerusalem. Jedoch: vielleicht wird auch dieser Rest noch zerstört, um Lukas 21,6 wörtlich zu erfüllen?

Genormte Steine.

Die Steine im geistlichen Tempel leben. Da oft der Tempel Gottes als die sichtbar organisierte Gemeinde verstanden wird, wünschen sich die Gemeindeverantwortlichen, dass unter 'lebendigen Bausteinen' aktive, zu der Gemeinde passende Mitglieder verstanden werden. Dazu braucht es ein möglichst hohes Mass an genormtem Verhalten.

Das wären, zum Beispiel:

Den Gottesdienst und die anderen Anlässe regelmässig besuchen.
Den Stil des Gottesdienstes mittragen.
Möglichst aktiv mitarbeiten, vielleicht sogar ein 'Amt ausüben'.
Den Zehnten zahlen, nebst den Sonntagskollekten.
Neue Mitglieder anwerben.
Predigten und Lehren als biblische Wahrheit zu glauben und zu übernehmen.
Wenn man das alles tut, kann man guten Gewissens unter die 'lebendigen Tempelsteine' gerechnet werden, meint man. Das Zitat aus dem 1.Petrusbrief Kapitel 2, Vers 5 untermauert die Ansprüche: '...so werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus (=Tempel), ein heiliges Priestertum...'.

In diesen knapp gefassten (und etwas überspitzten) Aussagen sehe ich aber ein Genormtwerden wie bei Bausteinen und kein Geformtwerden LEBENDIGER Steine.

Geformte Steine.

Wenn wir die obengenannten gemeindlichen Ansprüche weniger mit menschlichen und dafür mehr mit geistlichen Augen betrachten, dann lesen wir die Wunschgedanken wie folgend formuliert:

Gottesdienst und andere Anlässe der Gemeinde wenn möglich besuchen, aber auch andere Gemeinschaften aufsuchen, die eine ergänzende Verkündigung haben. Denn jede Gemeinschaft oder Gemeinde hat, periodisch gesehen, eher eine einseitige Botschaft.
Den Stil der Gemeinde nur soweit mittragen, wie ein echtes JA dazu vorhanden ist und die eigene (stets einzigartige!) Persönlichkeit dabei nicht untergehen lassen. In vielen Gemeinden bildeten sich starke Gruppen, in die neue Besucher nur schwer Eingang finden. Dies um so mehr wie die Neuen 'neu-anders' sind!
Mitarbeiten erst nach längerem Prüfen ob ein JA dazu da ist. Wenn JA, dann ohne allen Druck freiwillig und gerne - gemäss erkannter Gaben und zeitlichen Möglichkeiten.
Den Zehnten nicht automatisch geben, sondern im Gebet prüfen, wofür und wieviel man geben soll, denn das Haus Gottes (Tempel) ist der ganze Leib Christi und nicht nur die lokale Gemeinde.
Andere Menschen für eine direkte Beziehung zu Jesus 'werben', sie persönlich begleiten und ihnen erst dann empfehlen, eine für sie 'passende', geeignete Gemeinde/Gemeinschaft zu suchen. Dadurch wächst zwar die eigene Gemeinde nicht, aber der Leib Christi wächst dennoch.
Predigten und Lehren nach Möglichkeiten prüfen. Da sich viele Gemeinden aufgrund von 'besonderer biblischer Erkenntnis' bildeten und über ihre Lehrinhalte wachten, grenzten sie sich gegen neue und ergänzende Erkenntnisse ab. Predigttexte sollten mit 2-3 guten Bibel-Übersetzungen überprüft werden. Empfehlenswert sind eher die älteren Übersetzungen als die modernen oder gar die Übertragungen wie 'Hoffnung für alle' oder die 'Gute Nachricht' und dergleichen. Dort möchte man den Lesern zuviel durch eine einfache Sprache 'mundgerecht' erklären. Dabei geht 'das Salz' des Textes verloren. Die unrevidierte Elberfelder Bibel, die alte Lutherbibel, das Konkordante Neue Testament und die Dabhar Übersetzung finden wir mit Menge und Schlachter sehr verlässlich. Wichtig ist auch, auf den Geist der Botschaft zu achten: hat sie beispielsweise eine einengende 'du sollst' Linie oder einen befreienden 'du darfst' Inhalt?
Stellen wir uns die Frage: welches Gottesbild scheint durch die Verkündigung hindurch? Ist es ein Gott, der nur dann liebt und segnet wenn wir 'recht tun' oder ein freisetzender, bedingungslos liebender, mündigmachender Gott? Diese Gedanken sind Ansätze zum Geformtwerden. Es gibt noch viele Möglichkeiten und Gelegenheiten zur Reifung im Glauben. Alle sollten erkennbar zur Mündigkeit des Glaubenden führen!

Alte Steine.

Ein gutes Beispiel für einen haltbaren Tempelbau 'der anderen Art' sahen wir bei einer Reise nach Malta, ausgerechnet bei ca. 5000 Jahre alten Mauern. Dort werden Tempelanlagen gezeigt, die folgende Kuriosität aufweisen:

Riesige und mittelgrosse und kleine Steine, alle in Naturform belassen, wurden damals so zusammengefügt, dass sie genau ineinander passten. Trotz Ecken und Kanten, ja, gerade wegen der Ecken und Kanten 'krallten' sie sich ineinander und ergaben eine erstaunliche Festigkeit. Man erklärte uns, dass sie die vielen Erdbeben auf Malta und Gozo besser überstanden hatten als viele der neueren Bauwerke, die im 'klassischen' Baustil mit Quadersteinen erbaut waren!

Das liess uns sofort daran denken, dass wir im 'klassischen' Gemeindebau ja die Ecken und Kanten der Mitglieder eher abmeisseln wollen, als sich die Mühe zu machen, mit unbehauenen Steinen Lösungen gemeinschaftlicher Probleme zu suchen.

Neue Steine.

Vergleichen wir einmal neu zu Christus kommende Menschen mit neuen Steinen. Im 2.Korintherbrief 5,17 schreibt Paulus: '...darum, ist jemand in Christo, so ist er eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden.' Diese 'neuen Menschen' sollen sich nun nicht mehr, wie er den Römern schreibt (12,2) in dieser Welt (=Zeitalter, Äon) gleichförmig verhalten, sondern sich verwandeln lassen durch Erneuerung ihres Sinnens, Denkens. Soweit, so gut. Was aber machen, wenn sich 'weltliches, dem Zeitlauf zugehörendes Verhalten' in der Gemeinde breitmachte und derart gestaltete Gleichförmigkeit in frommem Gewand daherkommt?

Besteht nicht überall - in der Gemeinde wie in der 'Welt' - die Gefahr des Machtdenkens: Grösser, stärker, wohlhabender und auch einflussreicher zu werden?

Oder die Gefahr, Andersdenkende, aber in der Hierarchie tiefer stehende Mitglieder/Mitarbeiter zu übergehen oder 'plattzuwalzen'? Falls dem so wäre, und es auch noch als Gottes Auftrag gesehen würde, wäre dann nicht der Missbrauch der Macht um so tiefgreifender? Schliesslich hätte dieser Missbrauch mit den Seelen solcher Menschen zu tun, die bei der höchsten Liebesinstanz, nämlich bei Gott, Hilfe und Trost suchen! Ist dies der Fall, dann gilt der Rat im Römerbrief 12,2 nicht nur im Blick auf 'Welt - Gemeinde' sondern auch hinsichtlich 'weltlich gesinnte Gemeinde - geistlich gesinnte Gemeinde'.

Dieses 'lasset euch verwandeln' aus Römer 12,2 geschieht also durch die Erneuerung des Sinnes und führt zu Römer 12,3: den abgestuften Willen Gottes zu erkennen.

Neue, alte Steine.

Die Hauptfragen unseres Lebens haben mit folgendem zu tun:

Wer bin ich?
Woher komme ich?
Wohin gehe ich?
Was hat Wert für mich?
Diese epistemologischen Fragen (das heisst - wie erkenne ich etwas?) haben viel mit unserer Originalität zu tun. Die Fragen können ganz natürlich beantwortet werden, so wie 'ich bin Andrea G. Xandry' oder geistlich wie 'ich bin Gottes Kind'. Durch meinen Glauben weiss ich dann auch, dass ich von Gott herkomme, zu Gott hingehe und Gottes Werte suche. Könnte es nicht so sein, dass ich bei Gott schon immer, schon seit jeher der war und bin und sein werde, der ich bin?? Dass es also nicht darum geht, mich 'zu verbessern', sondern eher darum, mich in den 'Originalzustand' zu versetzen, den Gott schon immer in mir sah?

Dann würde ich als 'neuer Stein' im Tempelbau Gottes eigentlich ein 'neuer, alter Stein', der immer mehr zu einem 'alten Stein' würde!

Heiligung, Erziehung?

Diesen Einwand hört man oft, falls man die obenstehende Sicht äussert. Einige fragen entsetzt: Ja, muss ich denn nicht zum neuen Weg Gottes erzogen werden, ja sogar 'gezüchtigt' werden laut Hebräer 12,6 ff? Natürlich, jedes Kind muss erzogen werden. Fragt sich nur von wem und wie. Der himmlische Vater macht es besser als mancher irdischer Vater oder Gemeindeverantwortlicher, die zwar auch an mir ihre Aufgabe erfüllen aber meistens mehr Erzieher als Väter sind.

Andere betonen 'die Heiligung' die man erlangen oder der man sogar 'nachjagen' soll, laut Hebräer 12,10 und 14. Aber was ist Heiligung? Es kommt vom griechischen Wort HAGIOS und bedeutet weniger das bekannte 'heilig' sondern eher 'das was in besonderer Beziehung zur Gottheit steht' (Zitat Schirrlitz). P.Chantraine, einer der hervorragendsten Griechisch-Forscher stellt HAGIOS in Bezug zu HAGNOS, HAGNEUO, auf deutsch 'rein-sein, reinigen'. Kommen wir auf unseren Stein-Vergleich zurück und auf den Wunsch, die unbehauene Originalform zu finden, dann muss mancher Stein von festem Schlamm, Sand, Moos und Pflanzen wie Efeu oder anderem gereinigt werden. Das geschieht ohne Meissel. Sind die Steine dann schön original eckig, kantig und haben saubere Flächen, dann beginnt die Suche nach dem Zusammenpassen und Zusammengefügtwerden. Der Tempel Gottes entsteht. Falls Gemeinschaften ebenso entstehen, halten sie, wie die erwähnten Tempel in Malta, Erschütterungen besser aus!

Zwei Steine, eine Botschaft.

Aus dem Alten Testament kennen wir berühmte Botschaften auf Steinen. Die zehn Gebote zum Beispiel. Wer sich an den alten Hollywoodfilm mit Charlton Heston als Moses erinnert, der hat ein gewaltiges Bild vor Augen: wie die zehn Gebote von Gottes Gewalt majestätisch in die Steintafeln geschrieben wurden. Die Tafeln werden seit langem - ähnlich wie im Film - dargestellt als oben abgerundete, schön gemeisselte Steine, fast wie Grabsteine. Jedoch: waren sie so? Was sagt die Bibel über sie? Ja, es könnte so sein. 2.Mose/Exodus 34,1 sagt Gott zu Moses: 'Haue dir zwei steinerne Tafeln aus, wie die ersten, und ich werde auf die Tafeln die Worte schreiben, welche auf den ersten Tafeln waren, die du zerbrochen hast'. Das Wort 'aushauen', hebräisch 'PaSal' weist tatsächlich auf 'eine Skulptur erstellen' hin, wie es bei der Götzenherstellung angewendet wird, man vergleiche mit der Aussage im Habakuk 2,18. Das hebräische Wort ist aber auch verwandt mit 'PiZel', das heisst 'schälen' und mit 'BaZal', die 'Zwiebel'. Übrigens erscheint das Wort für 'meisseln', hebräisch 'ChaQaQ' nicht hier im Text, obwohl dies dem 'ChoQ', dem 'Gesetz' so nahe steht.

Ich erachte es als möglich, dass die Gesetzestafeln aus einem Felsen gebrochen wurden, wie man eine Zwiebel abgeschält, also die Tafeln wie zwei abgeschälte Natursteine aus dem grossen Felsstein entstanden. Geistlich gedeutet, erinnert mich der Fels an Christus, 'der Fels der mitfolgte', siehe 1.Korinther 10,4. Ein Meisseln fiele somit weg.

Und nun zur Botschaft auf den Tafeln:

Der Finger Gottes beschrieb sie, sagt der Text in 2.Mose/Exodus 31,18. Ebenso der in 5.Mose/Deuteronomium 9,10. Jedoch - wie beschrieb Gott sie? Meisselte er die zehn Gebote ein?

Auch dies ist möglich. Aber, vom genauen hebräischen Text her, eher nicht. Im 2.Mose/Exodus 32,15-16 steht: 'Und Moses wandte sich und stieg vom Berge herab, die zwei Tafeln des Zeugnisses in seiner Hand, Tafeln, beschrieben auf ihren beiden Seiten, auf dieser und auf jener Seite waren sie beschrieben. Und die Tafeln waren das Werk Gottes und die Schrift war die Schrift Gottes, eingegraben in die Tafeln'.

Eingegraben? Die meisten Übersetzungen gebrauchen dieses oder ein ähnliches Wort. Die Dabhar Übersetzung, die wohl genaueste Wiedergabe deutscher Sprache, verwendet 'eingebrannt'. Das hebräische 'CHaRaR', das hier als Verb steht, heisst 'sich entzünden'. Es kommt auch im Zusammenhang mit 'entbrennendem Zorn' vor, siehe bei Kain im 1.Mose/Genesis 4,5-6.

Fazit: Gott meisselte nicht, sondern schrieb mit heiligem Feuer!

Beschriebene Steine.

Eine Anweisung, die Moses den Ältesten Israels hinterliess, finden wir in 5.Mose/Deuteronomium 27,2-8. Es lohnt sich, den ganzen Text zu lesen: '...ihr sollt euch grosse Steine aufrichten (Menhire?) und sie mit Kalk bestreichen...und sollt alle Worte dieses Gesetzes auf dieselben schreiben...und ihr sollt diese Steine...auf dem Berge Ebal aufrichten und ihr sollt sie mit Kalk bestreichen. Und ihr sollt daselbst eurem Gott einen Altar bauen, einen Altar von Steinen; ihr sollt kein Eisen über dieselben schwingen, von ganzen Steinen sollt ihr den Altar Jahwes, eures Gottes, bauen...und auf die Steine sollt ihr alle die Worte dieses Gesetzes schreiben, (indem du sie) deutlich (eingräbst)'. Die eingeklammerten Worte stehen nicht im Grundtext, also kein meisseln, sondern schreiben.

Josua befolgte es, siehe 8,31-32 mit unbehauenen Steinen, eine Abschrift der Gesetzesworte darauf schreibend.

Gehen wir wieder ins Neue Testament. Dort, wo uns die lebendigen Steine begegnen, im 1.Petrus 2,5: 'und auch ihr, bauet euch auf als die lebendigen Steine...zum geistlichen Hause...zu opfern geistliche Opfer'.

Wenn man im Alten Bund schon Steine nicht 'verletzte' mit meisseln, wieviel weniger sollte man es im Neuen Bund mit den lebendigen Steinen machen!

Ein anderes Bild zeigt dort das Schreiben auf:

2.Korinther 3,2-3: '...ihr seid unser Brief, in unsere Herzen geschrieben, erkannt und gelesen von allen Menschen...ihr seid ein Brief Christi...geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens'.

Gottgeformte, keine menschengenormte Tempelsteine.

Die Antwort versuchte diese Studie zu geben, auf die anfänglich gestellte Frage der Formung oder der Normung. Fazit: Nicht Menschen, sondern Gott soll Gottes Tempel bauen. Dazu macht er aus Menschen Gottes Menschen und aus Steinen Originalsteine, sauber gereinigt und absolut passend ineinandergefügt.

Überlassen wir Paulus das Schlusswort, das er an die Epheser richtet (2,19-21): '...sondern ihr seid...Hausgenossen Gottes, aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, indem Jesus Christus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn'.

JoomShaper